Digitale Transformation bei der Telekom: Disruptive Innovationskultur, neue Arbeitswelten und Digital Leadership

Solange es einem Unternehmen gut geht und die Bilanz stimmt, scheint es keinen Anlass für Bewegung und Veränderung zu geben. Doch diese Denke ist nicht nur gefährlich, sondern gar existenzbedrohend. Auch wenn das Kerngeschäft heute noch rosig aussieht, kann es schon morgen unrentabel oder gar völlig obsolet sein. Unternehmen müssen sich auf veränderte Konkurrenzsituationen einstellen, denn disruptive Geschäftsmodelle rütteln momentan fast alle Branchen auf. Um den Wandel zu meistern und kreative Köpfe anzuziehen, müssen Unternehmen bereit sein, Risiken einzugehen, Perspektiven zu wechseln, vom Gewöhnlichen abzukommen und manchmal sogar aus dem Bauch heraus zu entscheiden. Für große und historisch gewachsene Unternehmen meist gar nicht so einfach…

Der Telekom „Shareground“: Start-up Denke im Großkonzern

Ausgerechnet ein ehemaliger Staatskonzern, die Deutsche Telekom, mausert sich seit einiger Zeit in Sachen Change- und Innovationskultur. Das Unternehmen, mit dem ich seit Jahren zusammenarbeite, ist vor allem deshalb ein spannendes Beispiel für digitale Transformation, da es im Laufe der letzten Jahre Großteile seines Geschäftsmodells radikal umkrempeln musste. Der technische Wandel erhöhte den Druck und die Monetarisierung einfacher Telekommunikation wurde zunehmend schwieriger. So ist zum Beispiel der Zugang zum Internet heute fast so verfügbar wie Luft zum Atmen – quasi ein Grundrecht. Viele Dienstleistungen, mit denen die Telekom traditionell Geld verdient, sind vielleicht morgen schon kostenlos zu haben.

Bei einer Veranstaltung hatte ich kürzlich das Vergnügen gemeinsam mit Dr. Reza Moussavian, dem Senior Vice President HR Digital & Innovation bei der Telekom, zum Thema Kulturwandel aufzutreten. Er ist mitverantwortlich für den 2013 gegründeten Kultur-Inkubator Shareground und beschäftigt sich mit Fragen rund um Transformations- und Innovationskultur – alles aus der Perspektive der Human Resources. Mit der Gründung von Shareground hat das Management besonderen Wert daraufgelegt, interne digitale Kompetenz zu fördern, verlässliche interne Ressourcen aufzubauen und personenbezogenes „project ownership“ zu stärken. Die Telekom beschäftigt sich nicht nur mit Technologietrends, sondern auch mit innovativen Arbeitsmethoden wie Design Thinking, Einfachheitsstrategien, digitaler Weiterbildung, dem Aufbau interner Wissensplattformen sowie der Neugestaltung der physischen und virtuellen Arbeitsräume.

Führung von morgen: loslassen, vernetzen, coachen!

Es ist vor allem die Führungsebene, die die entscheidenden Impulse setzt und die Marschrichtung vorgibt. Das heißt aber noch lange nicht, dass digitale Transformation nur top-down funktioniert. Das Management entscheidet, wo welche personellen Kapazitäten eingesetzt werden und wofür. So ist es auch eine Management-Entscheidung, Mitarbeiter im Rahmen innovativer oder gar experimenteller Projekte freizustellen. In meinem Blogbeitrag Was brauchen deutsche Unternehmen um sich erfolgreich zu transformieren? Kundenfokus, flexible Hierarchien und Raum für Innovation! beschäftige ich mich ganz explizit mit dem zeitgemäßen Umgang mit Hierarchien. Ich komme zu dem Schluss, dass Unternehmen ihre hierarchischen Strukturen nicht von einem Tag auf den anderen verwerfen, sondern eher neu interpretieren sollten.

Die Telekom setzt sich intensiv mit der Zukunft auseinander und hat nicht nur erkannt, dass repetitive Tätigkeiten bald von Maschinen übernommen werden, sondern auch, dass Personalentwicklung und Leadership sich grundlegend ändern müssen. Führungskräfte müssen in Zukunft weniger inhaltliche Entscheidungen treffen, sondern sich mehr auf Vernetzung, Coaching und Strategieentwicklung konzentrieren. Dieser „Lead-to-win“-Ansatz ist ein gutes Beispiel für die Kunst, loszulassen. Die Telekom investiert personelle Kapazitäten in frei aufgehängte Projekte und gibt ihren Mitarbeitern hierbei großen Handlungsspielraum. Bei Erfolg können diese Projekte strahlen und das entstandene Know-how z.B. durch projektübergreifende Experten-Teams an andere Projekte weitergegeben. Es bilden sich innerhalb des Unternehmens Kristallisationspunkte, durch die sich das Wissen netzwerkartig ausbreitet. Die Offenheit und Risikobereitschaft der Konzernleitung zahlt sich in diesem Fall aus – denn das Ergebnis ist eine disruptive Innovationskultur deren Wirkung in den Konzern und die deutsche Wirtschaft strahlt.

Sie wollen mehr über den Aufbau interner digitaler Kompetenz erfahren? Dann informieren Sie sich über unsere offenen Veranstaltungsformate. Sie haben weitere Fragen? Wir helfen Ihnen gern, melden Sie sich bei uns!

 

Bildnachweis: unsplash/ Daria Shevtsova

Über den Autor: Willms Buhse

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Dr. Willms Buhse, CEO und Gründer von doubleYUU, bringt mit Digital Leadership die Innovationen des Silicon Valley in die Büros der deutschen Führungsetagen. Die Bundeskanzlerin Angela Merkel und viele Top-Manager zählen zu seinen Kunden. Er hält Vorträge in Harvard, am Massachusetts Institute of Technology (MIT) und an deutschen Elite-Universitäten in Berlin, München oder Hamburg. Dr. Willms Buhse gilt über deutsche Grenzen hinaus als Vordenker der digitalen Elite. Wie kein Zweiter versteht er es, Ideen und Impulse aus der digitalen Welt auf die Realität deutscher Unternehmen zu übertragen.