Digitale Trends für 2016: Was erwartet uns in diesem Jahr?

1. Künstliche Intelligenz goes human

In 2015 hat das “Internet der Dinge” den „Peak of Inflated Expectations“ des Gartner Hype Cycles erreicht, zusammen mit selbstfahrenden Fahrzeugen. Den Höhepunkt der Erwartungen also. Wie kommt’s? Und was heißt das für 2016? Durch die intelligente Verknüpfung digitaler Geräte wird die Interaktion zwischen Mensch und Maschine sowie zwischen den Geräten untereinander noch einmal deutlich voranschreiten. Das betrifft zum einen die Devices an sich, zum Beispiel Datenbrillen oder Implantate, aber auch die Architektur, also die Vernetzung aus Apps, Services und den verschiedenen Geräten. Soweit die technologische Seite. Spannend ist aus unserer Sicht aber vor allem der Trend, diese Entwicklung in den Dienst des Menschen zu stellen. Ein Unterfangen, das durch die rasante technologische Entwicklung bisweilen in Vergessenheit geraten schien.

Indiz dafür ist zum Beispiel das Artificial Intelligence Research Center, 2015 gegründet von den prominentesten Silicon Valley-Investoren. (Hier geht es zum Bericht der New York Times vom Dezember 2015.) Keine Geringeren als Elon Musk, Peter Thiel and Reid Hoffman kündigten an, zusammen mit mehreren Technologiefirmen eine offene Non-Profit-Organisation zu gründen (OpenAI) mit dem hehren Ziel, „die digitale Intelligenz dergestalt zu fördern, dass in möglichst hohem Maße die Menschheit als Ganzes davon profitiert“, so Investor Elon Musk, besser bekannt als Gründer und Investor von beispielsweise Paypal, SpaceX oder Tesla. Zusammengefasst geht es darum, künstliche Intelligenz so zu gestalten und anzuwenden, dass sie den Menschen erweitert und nicht ersetzt. Und damit kommen wir auch gleich zum nächsten Trend, der 2016 auf uns wartet:

2. Entwicklung von ethischem Datengebrauch als Markenzeichen

Um eine Idee davon zu erhalten, dass „ethical data use“ wirtschaftlich relevant wird, braucht es noch nicht mal das Safe Harbor-Abkommen. Selbst in den USA ist es inzwischen aufgefallen, dass der Missbrauch persönlicher Daten eben nicht den Kundenwünschen entspricht. In der Los Angeles Times erschien vor ein paar Tagen eine Kolumne, in der, mit Verlaub, ziemlich neidisch nach Europa geschaut wird. Die Entscheidung vom Europäischen Gerichtshof auf das „Recht, vergessen zu werden“ sowie das Recht, persönliche Daten von Unternehmen löschen zu lassen, wird als Vorbild für die „Federal Trade Commission“ beschrieben. Hier geht es zu einem Beispiel von Time Warner Cable, bei dem ein entsprechendes Kundenmanagement gründlich schief gegangen ist. Wir sind gespannt, welche Auswirkungen das auf Firmen wie Facebook oder Uber haben wird, die bereits jetzt einen weiteren Trend vorleben:

3. Der Algorithmus als Chef

Wie bereits gebloggt, Mitarbeiter bevorzugen laut MIT Roboter statt Menschen als Chefs (ja, es gibt auch Situationen, in denen Menschliches hilfreich sein kann – aber in Punkto Gerechtigkeit, Flexibilität und Entscheidungsgeschwindigkeit sind Algorithmen einfach schneller). Bei Uber kann man schon erkennen, wie sich die Arbeitswelt verändert, wenn Software Führungsentscheidungen übernimmt. Nur wenn Fahrer bei Uber anheuern, interagieren sie zum Vertragsabschluss mit einem Menschen. Danach übernimmt die App komplett die Steuerung des Subunternehmers. Wenn sich die Fahrer ins Auto setzen, sagt ihnen die App, wo ein Fahrgast wartet und welchen Auftrag er annehmen soll. Gibt es einen hohen Bedarf an Fahrern, ruft kein Uber-Manager potentielle Fahrer an. Das Unternehmen versucht über Push-Nachrichten auf das Smartphone von Fahrern, die derzeit nicht fahren, diese dazu zu motivieren, wieder eine Schicht zu schieben. Relevant in diesem Zusammenhang ist auch der Blick auf die Finanzwelt, da wird es 2016 mächtig rappeln, und zwar deswegen:

4. Die Blockchain als Wundermittel

Bisher kannte man Blockchain ja vor allem durch das Zahlungssystem Bitcoin, aber tatsächlich haben sich neun der weltgrößten Banken inzwischen zusammengetan, um eine gemeinsame Nutzung dieser Kryptowährung für ihre sämtlichen Transaktionen zu entwickeln. Und wenn sich schon konkurrierende Banken zusammenschließen, ohne sich gegenseitig zu kaufen, muss wohl etwas dran sein an dieser Technologie. Eine Menge sogar, glaubt man aktuellen Beiträgen. So orakelt Hu Liang, SVP von State Street, dass diese Technologie eine Transformation aller Finanztransaktionen weltweit bedeuten wird – ihrer Erfassung, ihrer Abstimmungen und des gesamten Berichtswesens. Interessant aus unserer Sicht ist vor allem die totale Transparenz von Blockachain. Jede einzelne Überweisung und jede andere Transaktion erfolgt so, dass die Daten an alle Endpunkte im Blockchain-Netzwerk verteilt werden. So wird verhindert, dass ein Transaktionsteilnehmer die Daten verändert. Derart transparente Vorgänge sind gerade für uns in Deutschland eine große Herausforderung.

Entwicklungen wie die Nutzung von Algorithmen und Daten, das Interagieren von und mit Devices, die Entwicklung zum vollständig transparenten Zahlungsverkehr bis hin zum Vertragsmanagement führen aber auf jeden Fall zu einer deutlichen Verstärkung eines ohnehin bestehenden Trends:

5. Ausweitung hybrider Organisationsformen

Dabei handelt es sich um eine stark vernetzte Organisation, die nur noch zum Teil innerhalb eines definierten Unternehmens operiert und in anderen Teilen in der Cloud. Mehr als je zuvor müssen Unternehmen zwischen herkömmlichen, zentralisierten Strukturen und vernetzten Systemen hin- und herschalten können. Das heißt, Organisationen müssen einerseits eine von allen getragene Strategie entwickeln und steuern können und gleichzeitig Entscheidungsprozesse innerhalb und außerhalb des Unternehmens auf allen Ebenen ermöglichen. Strategie, Management, Daten (-nutzung), Regularien und Wertschöpfungsprozesse müssen auf eine hybride Organisation abgestimmt werden. Nur so lassen sich viele Veränderungen in komplexen Organisationsstrukturen schnell und leichtgewichtig umsetzen. OpenSpaces waren hier nur der Anfang ;). Eine Mammutaufgabe, für die es insbesondere eines braucht: Technologisch geschulte Führungskräfte und Mitarbeiter mit einem innovativen Mindset.

6. Die Generation Y bleibt wichtig, Generation Z kommt

Und die Generation Z hat es in sich – in vielerlei Hinsicht, denn viele Vorurteile entpuppen sich mehr und mehr als falsch. So sind hier vorrangig hoch ambitionierte junge Leute zu treffen, die traditionellen Werten eine hohe Bedeutung beimessen. Und: sie lesen sogar Bücher, und zwar genauso viel, wie die Xer! In einem aber werden sie unsere Arbeitswelt nachhaltig verändern: Arbeitgeber-Loyalität existiert praktisch nicht mehr. Millenials werden ihren Arbeitgeber doppelt so wahrscheinlich innerhalb von zwei Jahren verlassen , wie vorherige Generationen. Gleichzeitig rutscht die Generation Y in die Führungsetagen. So begegnen wir in Unternehmen einer neuen Generation von Entscheidern und Gestaltern. Für sie sind Vernetzung und Transparenz, aber auch Weiterbildung und Freizeit selbstverständliche Arbeitgeberpflichten. Schauen wir auf die vorher genannten Trends muss man wohl postulieren: Recht haben sie. Es gilt also, Unternehmen fit für die Entscheider von heute und erst recht von morgen zu machen. Die weltweite, brand-aktuelle Studie „Global Generational Lifestyles“ von Nielsen gibt hierzu übrigens ein paar interessante Einblicke.

Und was lernen wir daraus? Vielleicht hatte Marc Andreessen doch nicht ganz recht, als er 2011 erklärte: „Software is eating the world“. Es sieht so aus, dass wir dieses Bonmot anpassen dürfen mit den Worten von Elon Musk: Technologies augment the world – Technologien erweitern unsere Welt und wenn alles gut geht, bleibt der Mensch dabei im Mittelpunkt.

Übrigens: Gern mit doubleYUU – Wir haben aus genau diesen Grund das „Du“ ja schon seit Jahren in unserem Namen. Wir freuen uns auf Euch!

 

Bildrechte: Shutterstock

One Comment

  1. Dr. Rolf Tappe 05/02/2016 at 15:50 - Antworten

    Bitte im Newsletter aufnehmen.
    Danke

Über den Autor: Willms Buhse

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Dr. Willms Buhse, CEO und Gründer von doubleYUU, bringt mit Digital Leadership die Innovationen des Silicon Valley in die Büros der deutschen Führungsetagen. Die Bundeskanzlerin Angela Merkel und viele Top-Manager zählen zu seinen Kunden. Er hält Vorträge in Harvard, am Massachusetts Institute of Technology (MIT) und an deutschen Elite-Universitäten in Berlin, München oder Hamburg. Dr. Willms Buhse gilt über deutsche Grenzen hinaus als Vordenker der digitalen Elite. Wie kein Zweiter versteht er es, Ideen und Impulse aus der digitalen Welt auf die Realität deutscher Unternehmen zu übertragen.