Mein Beitrag zur Social Media Week Hamburg: Big Data rettet keinen

Ende Februar fand zum fünften Mal die Social Media Week Hamburg statt. Diesjähriges Motto: „Die unsichtbare Hand: Die verborgene Macht von Technologien (und wie wir sie zu unserem Nutzen anwenden können)“. Zusammen mit Carsten Thierbach von Teradata, Niels Jahn von REISSWOLF und dem Personalberater Dwight Cribb war ich zu einer Panel Diskussion, veranstaltet und moderiert von Torsten Panzer (Kommunikationsberater, Vorstandsvorsitzender des PR Clubs Hamburg), mit dem Titel „Digitale Transformation – Status Quo und Quo Vadis?“ geladen. Eine gelungene Auftaktveranstaltung mit rund 3.000 Teilnehmern und zahlreichen Pressevertretern. Und wie es sich für eine gute Diskussion gehört, gab es unterschiedliche Meinungen und somit reichlich Diskussionsstoff auf dem Panel.

Traue keiner Statistik, die Du nicht selbst interpretiert hast

So diskutierten wir über technologischen Fortschritt und die Möglichkeiten moderner Datenanalyse. Ein wichtiger Aspekt, aber meiner Meinung nach nur ein Baustein des Gesamtkonstrukts – und einer, der nicht an erster Stelle stehen darf. Nicht, dass ich falsch verstanden werde: Die systematische Auswertung riesiger Datenmengen kann durchaus zwischen Erfolg und Misserfolg, zwischen Innovation und Tradition und sogar zwischen Leben oder Sterben eines Unternehmens entscheiden. Aber damit aus „Big Data“ auch „Smart Data“ werden kann, braucht es eben zunächst einen gemeinsamen Nenner über die richtige Strategie. Will heißen: Nur, wenn gemeinsame Prämissen über die Geschäftsentwicklung getroffen und in eine abgestimmte, klare Vision überführt werden, kann Datenanalyse helfen, in der Zukunft die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Ein Beispiel, das wir aus der Beratungspraxis kennen: Geht ein Handelsunternehmen mehrheitlich davon aus, dass der Printkatalog stirbt, wird er die gewonnenen Daten aus einer Analyse völlig anders nutzen, als wenn die Prämisse vorherrscht, dass auch künftig relevantes Geschäft aus Katalogen generiert wird. Fast alle Daten lassen sich dahingehend interpretieren, dass sie der eigenen Prämisse zuarbeiten.

Deswegen sehe ich den Hype um Big Data im Kontext. Vor der Datenanalyse steht eine große, gemeinschaftliche Aufgabe im Unternehmen: Die Verständigung auf geteilte Prämissen. Dazu müssen zunächst Silos abgebaut werden – oft eine Mammutaufgabe, denn die haben sich über Jahrzehnte manifestiert. Aber es hilft nichts. Wenn jeder weiter seinen eigenen Brei kocht, kann keine Technologie, keine Analyse und kein ausgerufener Richtungswechsel irgendetwas bewegen. So lange jeder weiter seine Pfründe sichert und seine eigenen Annahmen verteidigt, anstatt sie zu überprüfen und gegebenenfalls zu ändern, ist jede andere Anstrengung Makulatur. Hierauf also muss ein zukunftsweisendes Mindset auf Führungsebene hinarbeiten. Digitale Führung heißt also auch: Umdenken belohnen und damit die Möglichkeit schaffen, gemeinsame getragene Veränderungen zu entwickeln. Und dann – dann kommt Big Data wieder ins Spiel und kann (muss!) verwendet werden, um die digitale Transformation zu fundieren und zu gestalten.

„Digitale Häuptlinge“ vs. digitales Denken

Und wer hat nun beim Thema Digitale Transformation den Hut auf? Auch diese Frage wurde auf unserem Panel heiß diskutiert. Wie wichtig ist die Position des Chief Digital Officers (CDO)?

Eines ist klar: Wer die Digitalisierung nicht ernst nimmt, verliert seine Innovationskraft und geht früher oder später unter. Viele sind deshalb der Meinung, ohne einen „Digitalen Häuptling“ käme ein Unternehmen heute nicht voran. Doch um eine sinnvolle digitale Agenda zu verfolgen, muss ein Unternehmen nicht zwangsweise eine solche Position aus dem Boden stampfen. Es gibt Beispiele für die gelungene Digitalisierung von Unternehmen oder Unternehmensbereichen, die ganz ohne CDO auskommen und es gibt Unternehmen mit CDO, die nicht vom Fleck kommen. Und es gibt vermehrt Unternehmen, die die erst kürzlich geschaffene Position des CDO’s wieder abschaffen! Wichtiger ist es, das digitale Denken in den Köpfen zu verankern und anschließend an einem Strang zu ziehen. Die Führungsebene muss mutige Impulse setzen und in allen Unternehmensbereichen die notwendigen Ressourcen zur Verfügung stellen. Idealerweise bindet ein Unternehmen auch die Kreativität der Digital Natives gezielt mit ein und sorgt für ein offenes und partizipatives Arbeitsklima. Unternehmen, die Veränderung erfolgreich managen wollen, packen die Verantwortung für digitale Themen nicht auf einen isolierten Posten, sondern integrieren sie in vorhandene Strukturen. Nur, wenn die Führungsebene Prozesse und Strukturen bewusst verändert und digital geprägtes Denken flächendeckend fordert und ermöglicht, kann ein Unternehmen sich transformieren.

Das Motto der Social Media Week fragt, wie wir die verborgene Macht von Technologien zu unserem Nutzen anwenden können. Im Unternehmenskontext lautet meine Antwort darauf: Isoliert betrachtet gar nicht. Technologie ist ein Instrument, kein Selbstzweck. Digital denken, innovativ handeln und technologisch untermauern – so herum schnürt sich der Schuh.

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Über den Autor: Willms Buhse

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Dr. Willms Buhse, CEO und Gründer von doubleYUU, bringt mit Digital Leadership die Innovationen des Silicon Valley in die Büros der deutschen Führungsetagen. Die Bundeskanzlerin Angela Merkel und viele Top-Manager zählen zu seinen Kunden. Er hält Vorträge in Harvard, am Massachusetts Institute of Technology (MIT) und an deutschen Elite-Universitäten in Berlin, München oder Hamburg. Dr. Willms Buhse gilt über deutsche Grenzen hinaus als Vordenker der digitalen Elite. Wie kein Zweiter versteht er es, Ideen und Impulse aus der digitalen Welt auf die Realität deutscher Unternehmen zu übertragen.