Disruptiv? Strategisch! Wie Sie disruptive Geschäftsmodelle in Konzernen etablieren

Wer in etablierten Firmen irgendetwas mit Digitalisierung zu tun, hat, kann das Wort „Disruption“ kaum noch hören. Wer sich nur sporadisch damit beschäftigt, für den klingt es nach wie vor wie ein Damoklesschwert über einem dem Sterben nahen Großkonzern. Und das ja auch zurecht. Die Verdrängung etablierter Unternehmen durch frische Start-ups passiert tatsächlich. Internationale Firmen machen es uns vor. Während deutsche Start-ups stolz sind, wenn sie für große Konzerne arbeiten dürfen, treten Silicon Valley Start-ups schon mit dem Ziel an, diese komplett zu ersetzen.

Irgendwie digital werden

Und darum wird gerade in großen Konzernen so einiges veranstaltet, um auch „disruptiv“, also irgendwie digital-innovativ zu sein. Auf der wirklich interessanten Konferenz Digital Disruption & Transformation, auf der ich als „Highlight Speaker“ sprechen durfte, wurde es deutlich: Alle kennen die Beispiele von Hotelvermittlungen ohne Betten (Airbnb) und Logistikunternehmen ohne Autos (Uber). Und viele arbeiten gegen die Gefahr an. Da werden Accelerators etabliert, Inkubatoren gegründet, Hubs kreiert. Es werden so genannte Digital Natives eingestellt, kleine Unterfirmen in coolen Locations gegründet und die CEO’s machen Ausflüge ins Silicon Valley. Man lässt sich inspirieren.

Nicht, dass ich das alles schlecht finden würde. Nur: Was ist mit den anderen? Wird ein Konzern digitaler, weil eine kleine digitale Gruppe, die ohnehin schon vernetzt und innovativ ist, unter derselben Holding arbeitet? Was ist mit denen, die eben keine Vorstellung von Innovation in ihrem Unternehmen haben? Die seit 20 Jahren erfolgreich sind, weil sie auf Sicherheit und klare top-down Strukturen hin getrimmt sind? Was ist mit den Abteilungen, die von der Digitalisierung zwar betroffen sind, es aber gar nicht wissen? Durch all diese Maßnahmen zur „Digital Disruption“ werden die ganz sicher nicht abgeholt. Und schon gar nicht werden sie ihren Beitrag dazu leisten, ihr großes Unternehmen fit für die digitale Zukunft zu machen.

Strategie ist nicht out

Und wenn das so ist, ist jede separierte Maßnahme zur Digitalisierung rausgeschmissenes Geld. Und das ist nicht wenig. Daher ist unsere Empfehlung eine ganz andere. Eine strategische. Für Konzerne gilt es, die Gesamtstrategie im Hinblick auf Innovation und digitalen Mindset hin zu überprüfen und zu verändern. Das muss nicht zwingend „Digital Disruption“ oder „Digitale Transformation“ heißen. Im Grunde kann es ganz einfach Strategie heißen, wie seit hundert Jahren, das ist keinesfalls out.

Aber: In dieser Strategie muss das ganze Unternehmen vorkommen. Es muss ein Digital Mindset etabliert werden, vielleicht mit Hilfe von Accelaratoren oder Innovation Hubs, aber eben nicht nur. Es müssen alle Bereiche integriert und alle unternehmerischen Dimensionen angesprochen werden.

Dimensionen der Digitalen Transformation

Unser Rad mit den acht Dimensionen der Digitalen Transformation beinhaltet nicht umsonst neben den digitalen Prozessen die Kernthemen Führung, Mindset, Management und Strategie.

Wenn das nicht passiert, findet die tatsächliche Disruption statt: Dann kommen die kleinen, unabhängigen Start-ups, die mit der ersten von Papa oder von VCs gesponserten Million vermeintlich plötzlich das machen, das der Konzern schon längst hätte tun können: Den Markt aufrollen.

Über den Autor: Willms Buhse

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Dr. Willms Buhse, CEO und Gründer von doubleYUU, bringt mit Digital Leadership die Innovationen des Silicon Valley in die Büros der deutschen Führungsetagen. Die Bundeskanzlerin Angela Merkel und viele Top-Manager zählen zu seinen Kunden. Er hält Vorträge in Harvard, am Massachusetts Institute of Technology (MIT) und an deutschen Elite-Universitäten in Berlin, München oder Hamburg. Dr. Willms Buhse gilt über deutsche Grenzen hinaus als Vordenker der digitalen Elite. Wie kein Zweiter versteht er es, Ideen und Impulse aus der digitalen Welt auf die Realität deutscher Unternehmen zu übertragen.