Glücklich am Arbeitsplatz – das machen die „besten Arbeitgeber“ richtig

Wir sind viel in allen möglichen Unternehmen unterwegs und merken, dass besonders im digitalen Zeitalter die Denkmuster und Erwartungen bezüglich der Struktur der Arbeit an sich im Umbruch sind. Geld wird da fast schon zur Nebensache, wichtiger werden Entwicklungschancen, eine gute Stimmung unter den Kollegen, Partizipation, flache Hierarchien und flexible Modelle. Die Kunst ist dabei, Formen der Zusammenarbeit zu schaffen, auf der sich alle auf Augenhöhe begegnen und sich austauschen können.

In Hamburg, wo wir von doubleYUU unsere Zelte aufgebaut haben, gibt es einige Unternehmen, die in dieser Hinsicht vieles richtig machen. Manche von ihnen wurden gerade mit dem Gütesiegel „Hamburgs beste Arbeitgeber“ geehrt.

Dieses Jahr haben 15 Unternehmen aus unterschiedlichsten Branchen diese Auszeichnung bekommen. Gemeinsam haben die „Besten Arbeitgeber“ eigentlich nicht viel, nur das eine: sie sind allesamt erfolgreich und verdanken das einem Vorgehen, dass sie sich scheinbar von Vineet Nayar abgeschaut haben: „Employees first, customers Second“ lautet das Leitmotiv des Chefs des indischen Technologieunternehmens HCL – was nicht heißt, dass man die Kunden vernachlässigt. Vielmehr werden die Mitarbeiter, die ja die wichtigste Schnittstelle zum Kunden darstellen, exzellent behandelt und ihnen Hindernisse aus dem Weg geräumt, damit sie ihre Arbeit so gut wie möglich machen können.

Einer der „Besten Arbeitgeber“, der so vorgeht, ist Hamburgs größte Drogeriemarktkette Budnikowsi. Und durch kaum eine Einkaufsstraße der Hansestadt kann man spazieren, ohne den blauen Schriftzug zu sehen.

In einem früheren Interview mit dem Handelsblatt erklärte Cord Wöhlke, der das Familienunternehmen Budnikowski seit 1979 leitet, die Mitarbeiterphilosophie: „Die gesamte Familie ist zum Beispiel unterwegs, um allen 1 500 Mitarbeitern frohe Weihnachten zu wünschen. Wir gratulieren persönlich zum Geburtstag, zur Heirat und zur Taufe der Kinder. Jubilare lade ich zu uns nach Hause ein, dann kocht meine Frau. Und wichtig ist, Zeit zu haben, damit die Mitarbeiter ihre Ideen, Anregungen oder auch Probleme direkt vortragen können.“ Das kommt uns bekannt vor – flache Hierarchien und Nähe zu den Mitarbeitern machen es möglich, dass Führungskräfte ihren Mitarbeitern direkt die Arbeit erleichtern.

Denn glückliche Mitarbeiter können auch die Kunden besser glücklich machen als unglückliche. Wie gut das funktioniert, wissen auch die Führungskräfte bei Budni.: „Wir müssen mehr Service bieten als andere. Dazu brauchen wir begeisterte Mitarbeiter,“ erklärt Cord Wöhlke.

Dieses Konzept geht auf: Glückliche Mitarbeiter sind motivierter, arbeiten effizienter und repräsentieren das Unternehmen positiv in ihrer Umwelt. Allerdings gibt es auch bei Budni nicht nur eitel Sonnenschein, derzeit findet gerade eine öffentliche Kontroverse über die angeblichen Bekleidungsvorschriften statt. Aber ehrlich: Die Schlecker-Frauen wären doch froh gewesen, wenn sie nur solche Kleinigkeiten zu diskutieren gehabt hätten.

Doch Kleidervorschriften hin oder her, man merkt, dass Budnikowski sich nichtsdestotrotz um seine Mitarbeiter kümmert. Das erleben auch wir von doubleYUU: Budni finden wir super, da gehen wir gerne hin, weil man genau diesen Spirit dort erlebt (und man beim Besuch der Konkurrenz deutlich gespürt hat, dass dort anders geführt wurde).

Es ist kein Zufall, dass Budni mit diesem Ansatz Erfolg hat. Auch die US-Firma Zappos, quasi die US-Version und der Vorgänger von Zalando, ist berühmt für seine „Company Culture“ – und mit dieser Vorgehensweise extrem erfolgreich. Zusammenhalt wird als wichtigster Wert angesehen, und das schließt auch die Manager nicht aus. Die Mitarbeiter begegnen einander – wie in einer großen Familie – auf Augenhöhe, auch die Führungskräfte.

„Für mich sind die Kollegen bei Zappos die Familie geworden. Ich kann mich jederzeit auf jeden Einzelnen verlassen, und bekomme Unterstützung in beruflichen und persönlichen Anliegen“, schreibt beispielsweise Alesha G. im Zappos-Kulturbuch 2009.

Dass Führungskräfte abgehoben entscheiden oder die Mitarbeiter bei ihren Entscheidungen nicht mitnehmen, ist bei Zappos unwahrscheinlich. „Business in the Front – Party in the Back“ steht groß auf dem Plakat im Office. „Die Zappos-Kultur bedeutet, jeden Tag mit einem Lächeln zur Arbeit zu kommen“, schreibt Jackie M. Und Jane J. erklärt, was das bedeutet: „Es ist echt und es ist inspirierend. Ich glaube, dass diese positive Einstellung auf alle ausstrahlt, mit denen ich Kontakt habe.“ Also auch auf die Kunden. Mehr zur Zappos-Philosophie gibt es hier.

Der Erfolg gibt Zappos recht: Zwischen 2004 und 2007 hat sich der Umsatz verdoppelt, und zwar auf 840.000.000 Dollar. Auch das Unternehmen HCL steigert seine Umsätze beständig, von 2011 auf 2012 war es ein Plus von rund 15 Prozent. Glückliche Mitarbeiter bringen der Firma nachweislich Geldvorteile.

Wie man es dreht und wendet – im Endeffekt geht es also allen Menschen um das gleiche. Also mit Respekt und Anstand behandelt und ernst genommen zu werden, egal ob als Kunde oder als Mitarbeiter.

 

2 Comments

  1. Andreas 08/04/2013 at 11:57 - Antworten

    Schöner Artikel, tolle Arbeitgeber! Hoffentlich kann ich nach meinem Studium auch so positiv überm einen Arbeitgeber reden. Ich recherchie derzeit für eine Hausarbeit Anreize für Bewerber sich für einen Arbeitgeber zu entscheiden. Auf http://www.headhunter-light.de/qualifizierte-arbeitskraefte-verstehen/ fand ich dazu einige Punkte. Obwohl ich für mich sagen muss, dass ein tolles Team jederzeit wichtiger ist als das reine Gehalt.

    • Christian 08/04/2013 at 14:26 - Antworten

      Danke für das Feedback :)

Über den Autor: Willms Buhse

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Dr. Willms Buhse, CEO und Gründer von doubleYUU, bringt mit Digital Leadership die Innovationen des Silicon Valley in die Büros der deutschen Führungsetagen. Die Bundeskanzlerin Angela Merkel und viele Top-Manager zählen zu seinen Kunden. Er hält Vorträge in Harvard, am Massachusetts Institute of Technology (MIT) und an deutschen Elite-Universitäten in Berlin, München oder Hamburg. Dr. Willms Buhse gilt über deutsche Grenzen hinaus als Vordenker der digitalen Elite. Wie kein Zweiter versteht er es, Ideen und Impulse aus der digitalen Welt auf die Realität deutscher Unternehmen zu übertragen.