Geld allein macht nicht fleißig

Zu dieser Erkenntnis kamen Forscher schon vor einigen Jahren. Lange Zeit wurde ja angenommen, dass Unternehmen nur mit Geldscheinen zu winken brauchen, und dann steigt die Motivation der Mitarbeiter quasi ins Unermessliche. Falsch gedacht. Zumindest teilweise – denn das stimmt laut Dan Pinks Buch „Drive. Was Sie wirklich motiviert“ nur für Aufgaben, bei denen mechanische und körperliche Fähigkeiten gefragt sind. Sobald es aber um Denkaufgaben geht, kehrt sich die Motivation ins Gegenteil. Je größer die Belohnung, desto schlechter die Performance. Klingt wie eine Verschwörungstheorie…. Ist es aber nicht. Vielmehr basiert diese Erkenntnis auf vielen Studien, unter anderem vom MIT.

Die Frage, die sich zu Beginn stellt, ist: Warum machen Menschen Dinge in ihrer Freizeit freiwillig, die sie bei der Arbeit nicht gerne machen? Beste Beispiele dafür sind Linux oder Wikipedia. Die Entwickler/Autoren kriegen dafür kein Geld, aber investieren trotzdem viel Zeit und Mühe. Die Antwort darauf ist: Weil man autonom ist, weil man sich dabei weiterentwickelt und weil man etwas zum „Großen Ganzen“ beiträgt. Genau das sind auch die Faktoren, die beim Broterwerb hauptsächlich dafür sorgen, dass man mit Freude und Elan bei der Sache ist.

Arbeitgeber kann das verwirren, denn schließlich war und ist es lange Zeit gang und gäbe, Prämien auszuzahlen, wenn vordefinierte Ziele erreicht werden, und Gutscheine und Reisen als Belohnungen anzubieten.

Viel kostengünstiger und auch effektiver dagegen wäre es, regelmäßig zu loben. Das impliziert, die Arbeit wertzuschätzen und Menschen wie Menschen zu behandeln. Und das macht ebenfalls Lust darauf, fleißig zu sein und sich anzustrengen.

Mitarbeiter bezeichnen außerdem ein gutes Verhältnis zu den Kollegen und erfüllende Aufgaben als wichtige Faktoren, die ihre Motivation ausmachen und sie auch emotional an ein Unternehmen binden. Ebenso relevant ist eine „gute Führungskraft“.

Für Manager bedeutet das, dass sie lernen müssen, anders zu führen als sie das vielleicht gewohnt sind. Eine Veränderung der Kultur, womit wir beim Change wären, ist nötig. Um attraktiv für Arbeitnehmer zu sein und zu bleiben, die Fluktuation möglichst gering zu halten, reicht es nicht mehr, die Möhre in Form von Boni oder Prämien vor die Nase zu halten. Mitarbeiter wollen wie fähige und intelligente Individuen behandelt werden: Sie wollen das Vertrauen darauf merken, dass sie vernünftige Entscheidungen treffen, ihre Aufgaben selbständig und richtig erledigen können und die Gewissheit, auch mal neue Ideen ausprobieren zu dürfen, ohne dass ihnen der Kopf abgerissen wird, wenn es schief geht.

Über den Autor: Willms Buhse

Avatar photo
Dr. Willms Buhse, CEO und Gründer von doubleYUU, bringt mit Digital Leadership die Innovationen des Silicon Valley in die Büros der deutschen Führungsetagen. Die Bundeskanzlerin Angela Merkel und viele Top-Manager zählen zu seinen Kunden. Er hält Vorträge in Harvard, am Massachusetts Institute of Technology (MIT) und an deutschen Elite-Universitäten in Berlin, München oder Hamburg. Dr. Willms Buhse gilt über deutsche Grenzen hinaus als Vordenker der digitalen Elite. Wie kein Zweiter versteht er es, Ideen und Impulse aus der digitalen Welt auf die Realität deutscher Unternehmen zu übertragen.