Vier Management-Learnings aus der Facebook-Flut

Was können Führungskräfte aus den vielen Beispielen für Selbstorganisation, kollektive Intelligenz und vernetzte Zusammenarbeit lernen? Im Management-Blog der Wiwo habe ich dazu vier Learnings veröffentlicht, die ich auch hier noch einmal aufführen möchte.

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1. Schwarmintelligenz funktioniert – aber nur mit einem klaren Ziel

Führungskräfte können grundsätzlich darauf vertrauen, dass Mitarbeiter im Alltag und insbesondere in Krisenzeiten eigeninitiativ und selbstorganisiert handeln, wenn das Ziel sie eint. Dabei ist eine selbstorganisierte Gruppe nicht nur in der Lage, schneller und flexibler als eine zentral gesteuerte Organisation zu reagieren. Sie reagiert auch klug – Schwarmintelligenz funktioniert. Die Masse der Facebook-Nutzer in den betroffenen Flutgebieten wusste oft mehr als ein Einzelner, etwa das Mitglied eines Krisenstabs oder ein Einsatzleiter, und sogar oft mehr als eine spezialisierte Gruppe von Experten wie einem Team des Technischen Hilfswerks. Zudem kann sie mehr bewegen.

2. Wer selbstorganisiertes Handeln zulässt, motiviert!

Durch Selbstorganisation mit Hilfe von Vernetzungswerkzeugen werden viele zentrale Entscheidungen überflüssig. Das bedeutet, dass jemand, der eigenständig Handeln will, keine Umwege über Entscheidungsträger nehmen muss. Jeder kann Ideen, Anregungen oder seine Hilfe beisteuern und aktiv werden – und extrem viele Menschen haben die Möglichkeit, dies zielgerichtet zu tun, so weit motiviert, dass sie tatsächlich aktiv geworden sind.

3. Wer auf Transparenz und Vernetzung setzt, wird mit Geschwindigkeit belohnt

Gerade in unübersichtlichen Situationen geht auch vieles schief. Auch Gruppen, die sich über Facebook organisieren, treffen oft falsche Entscheidungen. So kam es vor, dass zu viele Helfer nach Hilferufen zu bestimmten Einsatzorten kamen und sich gegenseitig im Weg standen. Es dauert oft nur Minuten, bis auch diese Information im Netzwerk geteilt wurde. Alle anderen konnten so sehr schnell darauf reagieren und andere Orte aufsuchen, wo Hilfe gebraucht wurde. Übertragen auf Unternehmen bedeutet dies: Auch im Unternehmenskontext sind Mitarbeiter oft viel näher am Geschehen dran als Führungskräfte selbst Sie können bei Auffälligkeiten oft schneller Alarm schlagen. Wenn sie Alarm schlagen, wird dies transparent. Wer so ein Netzwerk beobachtet, erhält schneller Informationen, etwa darüber, wie er Ressourcen neu zuteilen kann.

4. Auf Selbstorganisation zu setzen heißt nicht, nicht mehr zu führen – sondern im richtigen Moment loszulassen oder wieder die Zügel in die Hand zu nehmen

Selbstorganisation der Mitarbeiter heißt für Führungskräfte nicht, dass ab sofort alles ohne ihr Zutun erfolgt und sie sich folglich zurücklehnen können. Wir haben gesehen, dass Selbstorganisation und Vernetzung nicht automatisch garantieren, dass jeder von alleine das richtige tut und dass sich mitunter zu viele Helfer an einem Ort im Wege stehen. Wer Vernetzung und Selbstorganisation zulässt, muss also weiter führen – aber anders. Er gibt nicht jede einzelne Handlung vor, sondern er setzt einen Handlungsrahmen, er plant und verteilt Ressourcen auf agile Art und Weise neu. Er kann auf unvorhergesehene Entwicklungen blitzschnell reagieren und hilft dem Netzwerk notfalls mit einem neuen Handlungsrahmen, um angemessen auf Probleme zu reagieren. Im richtigen Moment loszulassen und dann wieder die Zügel in die Hand zunehmen ist ein Wechselspiel, das viele Führungskräfte erst lernen müssen. Die großartige Arbeit der freiwilligen Helfer in Dresden sollte sie ermutigen, sich an diese Aufgabe zu wagen.

Was meinen Sie dazu? Was wären Ihre Learnings? Ich freue mich darauf, das zu erfahren.

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Über den Autor: Willms Buhse

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Dr. Willms Buhse, CEO und Gründer von doubleYUU, bringt mit Digital Leadership die Innovationen des Silicon Valley in die Büros der deutschen Führungsetagen. Die Bundeskanzlerin Angela Merkel und viele Top-Manager zählen zu seinen Kunden. Er hält Vorträge in Harvard, am Massachusetts Institute of Technology (MIT) und an deutschen Elite-Universitäten in Berlin, München oder Hamburg. Dr. Willms Buhse gilt über deutsche Grenzen hinaus als Vordenker der digitalen Elite. Wie kein Zweiter versteht er es, Ideen und Impulse aus der digitalen Welt auf die Realität deutscher Unternehmen zu übertragen.