Mythos und Hype New Work: In Wahrheit wollen nur die wenigsten ins Homeoffice – bis auf die Chefs

Liebe begeisterten Evangelisten des bedingungslosen New Works, ihr müsst jetzt ganz stark sein. Für das Expertennetzwerk der Computerwoche habe ich nach einer Kundenanfrage zu Homeoffice einige renommierte Studien zu diesem Thema durchgearbeitet. Meine Erkenntnisse: Ich selbst bin ein großer Fan von Homeoffice. Das gilt auch für mein Umfeld. Aber vielleicht leben wir hier in einer Filterblase. Denn die Begeisterung der Angestellten für das Homeoffice wird größtenteils kräftig überschätzt. Die Führungskräfte dagegen sind weit enthusiastischer, was die Heimarbeit betrifft.

Meine Analyse

Besonders interessant ist dabei der Blick auf das Management. Denn nach wie vor nutzen Führungskräfte die Möglichkeit, nicht ins Büro fahren zu müssen, doppelt so häufig wie ihre Mitarbeiter. Ihr Anteil liegt bei rund einem Drittel. Im Vergleich zu 2013 hat er sich damit kaum verändert.

Analysiert man die Daten noch tiefgehender, zeigt sich, dass die große Mehrheit der Angestellten offenbar gar kein Interesse daran hat, ihrem Arbeitsverhältnis in den eigenen vier Wänden nachzugehen. Denn 63 Prozent der Beschäftigten, die auch das Homeoffice nutzen, üben ihren Job nur stundenweise in ihren privaten Räumen aus. De facto lehnen rund zwei Drittel der Angestellten, die bislang noch keine Heimarbeiter sind, es grundsätzlich ab, woanders als im Büro zu arbeiten. Nur jeder neunte Beschäftigte äußerte einen unerfüllten Wunsch nach dem Homeoffice.

Mein Fazit

Es ist eine Frage der Balance. Kürzeren Fahrzeiten und weniger Ablenkung stehen echte Sorgen der Mitarbeiter gegenüber. Tatsächlich befürchten viele Mitarbeiter beim Arbeiten von zu Hause eine Art von Vereinsamung. Jegliche positiven, gruppendynamischen Prozesse fallen weg. Zudem leiden möglicherweise Kreativität und die Verbundenheit mit dem Arbeitgeber. Gerade deshalb ist es so wichtig, den Wechsel von Old zu New Work mit einem Wandel der gesamten Firmenkultur zu orchestrieren und keine Plattitüden herunterzubeten, sondern eine zum Geschäftsmodell passende Strategie zu entwickeln, die Unternehmer- und Mitarbeiterinteressen im Wandel mitnimmt. Wenn der Kopf nicht bereit für Veränderung ist, spielt es keine Rolle, ob der Körper arbeitend auf der eigenen Couch oder an seinem Schreibtisch im Großraumbüro sitzt.

Über den Autor: Willms Buhse

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Dr. Willms Buhse, CEO und Gründer von doubleYUU, bringt mit Digital Leadership die Innovationen des Silicon Valley in die Büros der deutschen Führungsetagen. Die Bundeskanzlerin Angela Merkel und viele Top-Manager zählen zu seinen Kunden. Er hält Vorträge in Harvard, am Massachusetts Institute of Technology (MIT) und an deutschen Elite-Universitäten in Berlin, München oder Hamburg. Dr. Willms Buhse gilt über deutsche Grenzen hinaus als Vordenker der digitalen Elite. Wie kein Zweiter versteht er es, Ideen und Impulse aus der digitalen Welt auf die Realität deutscher Unternehmen zu übertragen.