Hat die IT-Abteilung ausgedient?

Mehr und mehr Unternehmen entdecken Cloud und Social Software für sich – und damit wächst das Dilemma der IT-Abteilungen. Einerseits müssen sie auch weiterhin für die Sicherheit sorgen, was zunehmend schwieriger wird. Andrerseits wird die ursprüngliche Hauptaufgabe, nämlich die Technik am Laufen zu halten, zunehmend ausgelagert und die Mitarbeiter werden mehr und mehr zu Dienstleistern. Mit dieser Verlagerung tut sich die Frage auf: Braucht es die IT-Abteilung überhaupt noch in der herkömmlichen Form?

Wieland Alge , EMEA-Chef vom IT-Sicherheitstechnik-Anbieter Barracuda, hat einige spannende Annahmen zur Zukunft der IT-Abteilung aufgestellt. Er unterstreicht dabei die Bedeutung des Themas Wandel.

Wieland Alge sagt unter anderem:

Es (Das Thema Change d. V.)  ist so bedeutend, dass es ein eigenes Mantra verdient: ABC – Always Be Changing. Der Druck zur Veränderung kann aus zwei Richtungen kommen, von außen oder von innen. In beiden Fällen bleibt der IT-Abteilung keine Wahl: Sie wird sich wandeln müssen.

Bei seinem Wunsch nach mehr und schnellerer Veränderungsfähigkeit bezieht Wieland Alge sich auf das Wettrennen zwischen IT-Angreifer und IT-Sicherheit, (das ist ja seine Branche); aber viele seiner Thesen würden wir von doubleYUU auch unterschreiben. In unseren Projekten haben wir schon mit vielen IT-Abteilungen gearbeitet.

Sie sind oft tolle Partner und dort ist viel tiefes Knowhow zu Hause. Aber dass die IT-Mitarbeiter Veränderungen, vor allem wenn es um Enterprise 2.0 geht, treiben und anschieben, das sehen wir nicht immer – dabei wären sie genau die richtigen dafür. Sie allerdings setzen den stärksten Fokus auch weiterhin auf Sicherheit und Abwehr, anstatt Neuem gegenüber aufgeschlossen zu sein. In einigen Fällen zielt die Einstellung der IT-Abteilung darauf ab, das alte System unbedingt zu bewahren, ganz nach dem Motto „never touch a running system“. So stehen sie einer Ausrichtung und Entwicklung im Weg und verhindern den Wandel. In einer Zeit, in der alle Mitarbeiter aber ihre eigenen Devices und Anwendungen nutzen wollen, zieht das viele Probleme nach sich.

Damit züchtet die Security nämlich unversehens eine Armee von Saboteuren heran: fleißige, ehrgeizige Mitarbeiter, die nichts anderes tun wollen, als ihre Arbeit gut zu machen. Wenn sie aber an IT-Hürden scheitern, dann setzen sie ihre ganze Energie daran, diese zu unterlaufen. Sie benutzen Smartphones, anonymisierte Proxys, um Firewalls zu täuschen, USB-Speicher, um Filter zu umgehen, und Filesharing Lösungen wie Dropbox, um nicht das gedrosselte E-Mail-System nutzen zu müssen. Wer die legitimen Interessen der User berücksichtigt, hat schon den ersten Schritt zum Change von innen getan.

Wieland Alge ist außerdem der Meinung, dass die IT-Abteilungen sich langsam auflösen und die einzelnen Leute in die Fachabteilungen integriert werden. Dort sind sie näher an den Bedürfnissen der Mitarbeiter und können Lösungen direkt anbieten.

Daraus ergibt sich auch ein neues Skillset, über das die IT-Fachleute verfügen müssen, Bereitschaft zum Wandel inbegriffen:

Diese neue Rolle des IT-Fachmanns erfordert Fertigkeiten, die heute bei den Kollegen nicht weit verbreitet sind:

– Selbstkritik: Was heute richtig ist, kann morgen schon falsch sein. Entscheidungen, die einmal getroffen wurden, müssen hinterfragt und korrigiert werden, wenn sich die Ausgangssituation geändert hat. Change bedeutet, über den eigenen Schatten springen zu können. Diese Fähigkeit zur fortwährenden Skepsis sich selbst gegenüber ist nicht jedem gegeben. Ein guter IT-Mitar-beiter wird sie in Zukunft mitbringen müssen.

– Empathie: In einem Team muss man für den anderen mitdenken. Zu wissen, wo die Anforderungen, die Vorlieben und Barrieren der anderen liegen, ist entscheidend. Diese Empathie spart unglaublich viel Zeit und bewahrt davor, zeitraubende Irrwege einzuschlagen.

– Mut: Als IT-Fachmann unter IT-Laien muss ein Experte die Kraft haben, seine Meinung im Notfall auch gegen Widerstände durchzusetzen. Es nützt nichts, hinterher Recht gehabt zu haben. Gleichzeitig muss man aber auch wissen, wofür man den Fehdehandschuh hinwirft und wofür es sich nicht lohnt.

Wir finden es spannend, dass vieles, was wir erleben und zum Thema Wandel in Diskussionen oder Publikationen veröffentlichen, nun auch von einer ganz anderen Seite beleuchtet wird. Die Diskussion über die Zukunft der IT-Fachabteilungen ist zwar nicht unbedingt neu, Wieland Alges Thesen allerdings erfrischend ehrlich und so radikal, wie es nötig ist, wenn man Veränderungen anschieben will.

Wenn viele Mitarbeiter von IT-Abteilungen sich mit ihnen beschäftigen, hilft das sicher, eine Veränderung in den Köpfen voranzutreiben. Denn mit ihnen als kompetenten und kooperativen Partnern ist der Change zum Enterprise 2.0 einfacher und bringt somit schneller einen Gewinn für das ganze Unternehmen. Die IT-Abteilungen selbst können so zum Treiber des Wandels werden und hören auf, ihn (unfreiwillig) zu bremsen.

Über den Autor: Willms Buhse

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Dr. Willms Buhse, CEO und Gründer von doubleYUU, bringt mit Digital Leadership die Innovationen des Silicon Valley in die Büros der deutschen Führungsetagen. Die Bundeskanzlerin Angela Merkel und viele Top-Manager zählen zu seinen Kunden. Er hält Vorträge in Harvard, am Massachusetts Institute of Technology (MIT) und an deutschen Elite-Universitäten in Berlin, München oder Hamburg. Dr. Willms Buhse gilt über deutsche Grenzen hinaus als Vordenker der digitalen Elite. Wie kein Zweiter versteht er es, Ideen und Impulse aus der digitalen Welt auf die Realität deutscher Unternehmen zu übertragen.