Wenn ein Unternehmen von Digitalisierung, Kulturwandel und Entwicklung spricht und nicht spätestens im zweiten Satz der Begriff „Kunde“ fällt, unterbreche ich den Prozess

Ich saß mit echten Menschen auf einer Bühne – und es war toll. Auf der Solutions in Hamburg hatte ich die Ehre, mal wieder an einer Podiums-Diskussion teilzunehmen. Mit dabei waren unter anderem der ECE-CIO Roger Nolting und der CDO der Freien und Hansestadt Hamburg, Christian Pfromm. Thema: „Digitalstrategien in Konzernen – Katalysatoren oder Bremsschuhe?“.

Gleich zu Beginn brachte es Roger Nolting schon einmal auf den Punkt, als er sagte: „Ohne IT-Kompetenz im Management ist Digitalisierung nichts.“ Dem stimme ich zu und möchte diese Überlegung noch erweitern. Um die Themen Kundenorientierung und Agile Steuerung.

Ein eindrückliches Bild lieferte Christian Pfromm. Er sagte, dass man in einem Unternehmen oder einer großen Organisation keinen Wandel herbeiführen kann, indem man alles auf ein Leuchtturmprojekt jetzt. Wesentlich effektiver seien viele kleine Leuchtfeuer, die man quer über die gesamte Organisation verteilt. So könnten die Köpfe dahinter stets über ihre Erfahrungen sprechen und auch bei anderen das Feuer entfachen.

Fest steht: Die Corona-Pandemie hat die Erwartungshaltung von Kunden und Mitarbeitern an Unternehmen entscheidend verändert. Fast alle Organisationen sind deshalb gezwungen, ihre Digitalstrategie anzupassen. Wie ein solcher Prozess aussehen kann und wie wir ihn mit vielen Kunden erfolgreich durchgeführt haben, veranschaulicht unser Rad der digitalen Transformation. Fazit ist immer wieder: Organisationen, die ihre Kunden in den Mittelpunkt stellen, sind die Erfolgreichen.

Das andere Thema ist die agile Steuerung von Veränderungsprozessen. Auch hier ist die Corona-Pandemie eine zentrale Herausforderung. Denn dieses wird häufig am deutlichsten in der Kommunikation mit Mitarbeiter*innen deutlich. Ohne die Überzeugung und Hilfe der Menschen gelingt es kaum, die beste Strategie – im wahrsten Sinne des Worts – mit Leben zu füllen. Ohne motivierte Menschen keine digitale Transformation.

Nur, wie überzeugen wir Mitarbeiter? Wie gelingt es uns in Zeiten von Remote-Arbeiten, in denen die Angestellten noch immer mehr Zeit im Homeoffice statt gemeinsam im Büro verbringen, sinnstiftende Ziele, Verantwortung und Zukunftsorientierung zu vermitteln?

Ein Teil einer überzeugenden Antwort auf diese Frage können OKRs sein. Die Methode der Objectives und Key Results kann gerade in Krisenzeiten einer ganzen Firma und ihren Mitarbeitern belastbare Ziele und eine gewisse Verlässlichkeit geben. OKRs sind deswegen eine so gute Methode, da sie das Management zwingen, als Erstes agil zu Denken und sich dabei dann auch iterativ strategisch auszurichten.

Für mich habe ich eine Regel in der Kommunikation über strategische Prozesse aufgestellt: Wenn ein Unternehmen von Digitalisierung, Kulturwandel und Entwicklung spricht und nicht spätestens im zweiten Satz der Begriff „Kunde“ fällt, unterbreche ich den Prozess. Denn die Wahrheit ist die: Eine Organisation muss sich an den Bedürfnissen des Kunden orientieren, um langfristig erfolgreich zu sein. Das ist die einzige Konstante.

Über den Autor: Willms Buhse

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Dr. Willms Buhse, CEO und Gründer von doubleYUU, bringt mit Digital Leadership die Innovationen des Silicon Valley in die Büros der deutschen Führungsetagen. Die Bundeskanzlerin Angela Merkel und viele Top-Manager zählen zu seinen Kunden. Er hält Vorträge in Harvard, am Massachusetts Institute of Technology (MIT) und an deutschen Elite-Universitäten in Berlin, München oder Hamburg. Dr. Willms Buhse gilt über deutsche Grenzen hinaus als Vordenker der digitalen Elite. Wie kein Zweiter versteht er es, Ideen und Impulse aus der digitalen Welt auf die Realität deutscher Unternehmen zu übertragen.