Weichen für die Zukunft des Mittelstands: Wirtschaftsgipfel Digitalisierung 2017

Wie können mittelständische Unternehmen in Deutschland die digitale Transformation erfolgreich gestalten? Mit dieser Frage befasste sich der von Dirk Pfefferle und mir ausgerichtete Wirtschaftsgipfel Digitalisierung 2017 am 15. und 16. November in Starnberg. Wir luden Gründer, Unternehmer und Entscheider aus Wirtschaft und Politik dazu ein, über aktuelle Herausforderungen und Strategien für die digitale Zukunft zu sprechen. Das sind die Ergebnisse der Veranstaltung:

Zum Auftakt des Wirtschaftsgipfels wurde mit dem digital-kompetenten Markus Blume (CSU) die Frage diskutiert, ob die Interessen des Mittelstandes in Digitalfragen ausreichend berücksichtigt werden. Stark unzufrieden sind die Vertreter der Wirtschaft mit dem digitalen Engagement von Staat und Politik. Mittelständische Unternehmen würden in Deutschland derzeit schlechtere Bedingungen vorfinden als zum Beispiel in Großbritannien, Österreich, Schweden oder der Schweiz. Dringend zu erledigende Hausaufgaben für Politik und Verwaltung gibt es nach Ansicht des Mittelstandes viele. Konkret wünschten sich die Unternehmensvertreter eine bessere Grundversorgung mit digitaler Infrastruktur bei Netzen und Verwaltung.

Starre Regeln bremsen den Fortschritt

Ein Hindernis für den Wandel von der alten industriellen Welt hin zu einer digitalen Wirtschaft sind zu starre gesetzliche Vorschriften. Die Politik müsse dafür sorgen, dass der rechtliche und regulatorische Rahmen den Anforderungen einer international wettbewerbsfähigen, digitalisierten Wirtschaft gerecht wird. Beispielhaft seien hier eine flexiblere Regulierung für moderne Arbeitsplatzmodelle sowie mehr Klarheit im Themenbereich Datenschutz und Cloud genannt.

In diesem Zusammenhang wurde mit Markus Blume die Einrichtung von „digitalen Sonderwirtschaftszonen“ diskutiert, in denen neue Geschäftsmodelle temporär unter erleichterten Rahmenbedingungen erprobt werden können. Auf diese Weise ließe sich die Entwicklung von Innovationen zum Nutzen der gesamten deutschen Wirtschaft beschleunigen. Angemahnt wurde zudem mehr Agilität in der öffentlichen Verwaltung – durch schlanke, effiziente E-Government-Prozesse und ressortübergreifende Zusammenarbeit.

Best Practices zeigen, wie das digitale Wirtschaftswunder gelingen kann

Der zweite Tag des Digitalisierungsgipfels stand im Zeichen der Best Practices und die Teilnehmer befassten sich mit den dringendsten Herausforderungen, vor denen mittelständische Unternehmen heute stehen. Um für die digitale Zukunft gerüstet zu sein, müssen Firmen unter anderem Antworten auf folgende Fragen finden: Wie erhalten wir unsere Innovationskraft im Digitalzeitalter? Welcher Grad an Digitalisierung ist für unser Unternehmen nötig? Wer bestimmt die Richtung in Digitalisierungsinitiativen? Und wie unterstützen wir unsere Mitarbeiter in digitalen Transformationsprozessen? In mehreren Workshops wurden anschließend konkrete Anwendungsbeispiele aus der Praxis beleuchtet. Die Referenten kamen unter anderem vom Werkzeughersteller Hilti, vom Online-Versicherer BavariaDirekt und vom Pumpenhersteller KNF (ein Interview zu diesem Case gibt es hier). Die IT-Organisation von Hilti hat beispielsweise den Betrieb ihrer Desktops und Anwendungen in die Cloud verlagert und passt damit die Workplace-Strategie noch stärker an die Anforderungen der Mitarbeiter an. Anwender sind künftig in der Lage, alle wichtigen Applikationen mobil ohne Brüche in den Arbeitsabläufen zu nutzen. Bei BavariaDirekt können Kunden eine KfZ-Versicherung abschließen, ohne dafür eine Vielzahl von Eingaben machen zu müssen und KNF lagerte gezielt IT-Aufgaben aus, integrierte Tools wie Yammer in den Arbeitsalltag und baute interne Communities auf, um die Zusammenarbeit zu verbessern. „Bei KNF brauchten wir ein fundamental anderes Denken. Wenn es ein Problem gibt, dann ist es unser Problem und nicht das des Kunden“, begründet Martin Becker, CEO bei KNF, im Workshops den Ausbau interner Communities.

„Der Mensch ist die Schlüsselfigur“, betonte wiederrum der ehemalige Apple-Manager Freddie Geier. „Jeder Prozess, den Sie anstoßen, wird scheitern, wenn Sie die nächsten Ebenen nicht mitnehmen“. Ohne „Leidenschaft in der Führung“ seien nachhaltige Veränderungen nicht möglich: „Wenn Du für etwas brennst, ist es einfacher den Mitarbeiter mitzunehmen.“

Digitalisierung erfordert ein neues Mindset

Die Vorträge und Gespräche der zweitägigen Veranstaltung machten deutlich: Der digitale Wandel erfordert von Unternehmen mehr Vernetzung, höhere Innovationsbereitschaft und eine noch stärkere Fokussierung auf neue Kundenbedürfnisse im digitalen Zeitalter. „Die angeregten Gespräche auf der Veranstaltung haben uns gezeigt, dass es ein großes Interesse an ‚kollegialem Lernen’ und branchenübergreifendem Austausch gibt“ reflektierte Dirk Pfefferle, mit dem ich das Event organisieren durfte, es am Abend. Gleichzeitig, davon bin ich überzeugt, braucht der Mittelstand aber auch bessere Rahmenbedingungen und Infrastrukturen, um im globalen Wettbewerb konkurrenzfähig zu bleiben. Wir können selbst gestalten, ob wir zu den Gewinnern oder Verlierern zählen.

Über den Autor: Willms Buhse

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Dr. Willms Buhse, CEO und Gründer von doubleYUU, bringt mit Digital Leadership die Innovationen des Silicon Valley in die Büros der deutschen Führungsetagen. Die Bundeskanzlerin Angela Merkel und viele Top-Manager zählen zu seinen Kunden. Er hält Vorträge in Harvard, am Massachusetts Institute of Technology (MIT) und an deutschen Elite-Universitäten in Berlin, München oder Hamburg. Dr. Willms Buhse gilt über deutsche Grenzen hinaus als Vordenker der digitalen Elite. Wie kein Zweiter versteht er es, Ideen und Impulse aus der digitalen Welt auf die Realität deutscher Unternehmen zu übertragen.