Der Norden wird „Digital by Nature“: Neujahrsempfang der IHK Kiel

Beim Neujahrsempfang der Industrie- und Handelskammer Kiel am 16. Januar im Schloss Kiel war ich als Keynote-Speaker geladen. Sowohl mein Vortrag vor den über 1.000 geladenen Gästen aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung als auch die vielen Gespräche im Laufe des Abends und Reaktionen im Nachgang zeigten mir: Der Norden ist voll in der Digitalisierung angekommen. Nicht ohne Grund ist Kiel seit Januar offizielle Partnerstadt von San Francisco und damit nah dran am Silicon Valley. Da kann ich nur meinen Hut ziehen und gratulieren!

Der Ministerpräsident Schleswig-Holsteins Daniel Günther, der mich mit seiner wertschätzenden und humorvollen Rede wirklich abgeholt hat, schwor die Gäste auch darauf ein, von anderen zu lernen. Für Politik könne man nach Bayern schauen, so Günther. In meinem Plädoyer ergänzte ich, dass für Digitalisierung und den damit einhergehenden Wandel das Land aber am besten direkt vom neuen Partner San Francisco lerne.

Aufbruchsstimmung im Kieler Schloss

Das unterstrich auch der IHK-Präsident Klaus-Hinrich Vater in seiner Begrüßungsrede: „Digitalisierung geschieht, ob es uns gefällt oder nicht. Wir können lediglich entscheiden, ob wir diesen Prozess mitgestalten, oder ob wir einfach alles geschehen lassen. Als Unternehmer sage ich, geschehen lassen ist keine ernsthafte Option.“ Er bemerkte auch, wie lückenhaft noch immer das Verständnis für die digitale Transformation vielerorts sei. Oft stünden technische Aspekte im Mittelpunkt, obwohl Digitalisierung eigentlich ein Synonym für einen tiefgreifenden kulturellen, gesellschaftlichen und unternehmerischen Wandel sei. Dem seien traditionelle Unternehmen aber nicht hilflos ausgeliefert. „Es kann durchaus geschehen, dass jemand mit disruptiver Technologie ein bisher erfolgreiches Geschäftsmodell einfach umschubst. Wir müssen lernen, uns dieser permanenten und immer wiederkehrenden Herausforderung zu stellen und damit agil und konstruktiv umzugehen“, betonte Vater.

In meiner Keynote knüpfte ich daran an und schwor die Anwesenden auf eine fundamentale Wahrheit unserer Zeit ein: Digitalisierung ist Chefsache. Wer also sein eigenes Unternehmen auf die Digitalisierung einstellen will, der muss verstehen, welche Kräfte sie in Wirtschaft und Gesellschaft freisetzt. Ihm zur Seite stehen dabei die Erfolgsmuster unserer Zeit. Vernetzung, Offenheit, Partizipation und Agilität. Sie sind die Anleitung für Geschäfts- und Führungsmodelle gleichermaßen und gehören zwingend in das Mindset jeder Führungskraft.

Gerade mit Blick auf den Mittelstand sehe ich hier noch viel Handlungsbedarf. Kundenerwartungen verändern sich derzeit grundlegend. Davon werden auch Märkte und Geschäftsmodelle von Mittelständlern betroffen sein. Gerade für diese Hidden Champions, die mit einem Schlüsselprodukt groß geworden sind, besteht das Risiko des existenziellen Scheiterns, wenn sie die Kunden von morgen nicht jetzt schon erreichen. Deutschland ist die Spitze bei den Hidden Champions, aber nur Mittelmaß bei den digitalen Rahmenbedingungen. Starre gesetzliche Vorschriften und Schwierigkeiten im Recruiting von digitalen Talenten sorgen derzeit für ein Wettbewerbsungleichgewicht mit den neuen Wettbewerbern. „Digitalen Sonderwirtschaftszonen“ könnten hier Abhilfe schaffen, indem neue Geschäftsmodelle in ihnen temporär unter erleichterten Rahmenbedingungen erprobt werden können. So ließe sich die Entwicklung von Innovationen zum Nutzen der gesamten deutschen Wirtschaft beschleunigen, daran glaube ich fest.

Gemeinsam auf große Fahrt

Was mich ebenso beeindruckt, war die tiefe Wertschätzung, die jeder der anwesenden Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung allen anderen entgegenbrachte. Schleswig-Holstein hat verstanden, dass der Wandel zu einem Top-Wirtschaftsstandort im Zeitalter der Digitalisierung nur gelingt, wenn alle an einem Strang ziehen. Und man weiß, dass man dafür das richtige Team an der Spitze hat. Der von mir geschätzte Wirtschaftsminister Dr. Bernd Buchholz genießt nicht zuletzt aufgrund seiner Erfahrungen mit Digitaler Transformation in der Wirtschaft bei Gruner+Jahr ein hohes Ansehen. Und Ministerpräsident Daniel Günther ist mit seinem jungen, frischen Führungsstil eine Persönlichkeit, die wie nur wenige andere die Digitalisierung in den Köpfen vorantreiben und in die Tat umsetzen kann. Das weiß und das schätzt man in Schleswig-Holstein und begibt sich deshalb gern mit den beiden auf große Fahrt in Richtung Digitalisierung.

Der Norden wird „Digital by Nature“

Nach diesem Abend in Kiel glaube ich fest daran, dass Schleswig-Holstein das Zeug dazu hat, mehr als wunderschönes Flächenland zwischen Nord- und Ostsee zu sein. Wirtschaftszweige wie Medizin, Schifffahrt und Tourismus werden von dem Mindset der Digitalen Transformation enorm profitieren. 2018 gilt es, dieses neue Mindset in handfeste Taten zu übersetzen.

Weitere Rückblicke auf einen inspirierenden Abend

Auch die IHK Kiel hat einen spannenden Nachbericht über den Abend verfasst. Pflegeroboter Emma, Videos und Stimmen zum Event finden Interessierte auf der IHK-Website.

Einige Pressestimmen zum Neujahrsempfang gibt es hier:

Über den Autor: Willms Buhse

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Dr. Willms Buhse, CEO und Gründer von doubleYUU, bringt mit Digital Leadership die Innovationen des Silicon Valley in die Büros der deutschen Führungsetagen. Die Bundeskanzlerin Angela Merkel und viele Top-Manager zählen zu seinen Kunden. Er hält Vorträge in Harvard, am Massachusetts Institute of Technology (MIT) und an deutschen Elite-Universitäten in Berlin, München oder Hamburg. Dr. Willms Buhse gilt über deutsche Grenzen hinaus als Vordenker der digitalen Elite. Wie kein Zweiter versteht er es, Ideen und Impulse aus der digitalen Welt auf die Realität deutscher Unternehmen zu übertragen.