Nur noch Menschen einstellen, wenn KI scheitert: Personalstrategie der Zukunft?

In der Welt der Technologie ist Veränderung nichts Neues – und doch sorgt eine aktuelle Entscheidung des kanadischen E-Commerce-Riesen Shopify für besonders viel Aufsehen. CEO Tobias Lütke hat letzte Woche in einem internen Memo deutlich gemacht: Neue Mitarbeitende werden bei Shopify nur noch eingestellt, wenn klar belegt werden kann, dass Künstliche Intelligenz (KI) die Aufgabe nicht übernehmen kann.

Klingt erstmal radikal – und das ist es auch. Aber vielleicht ist es auch nur konsequent. In einer Welt, in der Tools wie ChatGPT & Co. immer größere Teile unserer Arbeitsprozesse automatisieren, stellt sich längst nicht mehr die Frage, ob KI Jobs verändern wird, sondern wie tiefgreifend. Lütke spricht sogar davon, dass der effektive Einsatz von KI ab sofort eine „fundamentale Erwartung“ an alle Mitarbeitenden sei – egal ob Entwickler, Designerin oder Führungskraft.

Was bedeutet das konkret? Bevor bei Shopify neue Stellen geschaffen oder zusätzliche Ressourcen beantragt werden, muss künftig dargelegt werden, warum eine Aufgabe nicht von KI erledigt werden kann. Teams sollen sich ganz bewusst fragen: Kann diese Aufgabe nicht auch schneller, günstiger oder besser automatisiert werden?

Mehr Effizienz – aber zu welchem Preis?

Das klingt nach einer kalten, rationalen Effizienzmaschine – aber Lütkes Gedankengang ist nachvollziehbar. Er vergleicht die aktuelle Entwicklung mit dem Übergang von Pferdekutschen zum Automobil. Wer sich damals gegen den technischen Fortschritt stemmte, wurde schlichtweg überholt. Für Lütke ist klar: Wer heute KI nicht effektiv einsetzt, wird im Wettbewerb nicht bestehen. Unternehmen, die ihre Prozesse nicht konsequent modernisieren, laufen Gefahr, abgehängt zu werden.

Natürlich hat diese Ankündigung auch viele kritische Stimmen auf den Plan gerufen. In sozialen Medien wird diskutiert, ob so ein Ansatz nicht menschliche Werte und soziale Verantwortung über Bord wirft. Einige Nutzer bezeichnen die Entscheidung als „empathielos“ oder gar „entmenschlichend“. Gerade für Berufseinsteiger oder Quereinsteiger könnte es in Zukunft schwerer werden, den Fuß in die Tür zu bekommen, wenn selbst einfache Aufgaben zuerst an KI delegiert werden.

Neue Arbeitswelt: Mensch und Maschine im Tandem

Aber ist das jetzt wirklich das Ende der menschlichen Arbeit, wie wir sie kennen? Wahrscheinlich nicht. Vielmehr erleben wir gerade den Anfang einer neuen Ära. Eine, in der menschliche Fähigkeiten nicht verschwinden – sondern sich verändern. Kreativität, kritisches Denken, emotionale Intelligenz und zwischenmenschliche Kommunikation sind Eigenschaften, die Maschinen so schnell nicht ersetzen werden. Und genau hier liegt vielleicht auch unsere Chance.

Vielleicht geht es in Zukunft weniger darum, was wir alles selbst machen können – sondern darum, wie gut wir in der Lage sind, mit intelligenten Systemen zusammenzuarbeiten. Wer heute in der Lage ist, KI-Tools sinnvoll einzusetzen, sie zu hinterfragen und ihre Ergebnisse klug zu interpretieren, ist im Vorteil. Es geht nicht mehr um „Mensch gegen Maschine“, sondern um „Mensch mit Maschine“.

Ein Weckruf zur absolut richtigen Zeit

Und es zeigt sich auch: Die Diskussion ist nicht rein technischer Natur. Es geht um unser Menschenbild, um die Art, wie wir Arbeit verstehen – und wie wir als Gesellschaft mit diesen Veränderungen umgehen wollen. Müssen wir alles automatisieren, nur weil es möglich ist? Oder schaffen wir Raum für neue Formen von Wertschöpfung, bei denen der Mensch im Mittelpunkt bleibt – aber mit neuen Werkzeugen arbeitet?

Tobias Lütkes Entscheidung sollte durchaus als Weckruf verstanden werden. Nicht nur für Unternehmen, sondern auch für jeden Einzelnen von uns. Wer sich heute mit KI beschäftigt, sie ausprobiert, ihre Möglichkeiten – und Grenzen – versteht, ist besser vorbereitet auf eine Zukunft, die längst begonnen hat.

Vielleicht sollten wir uns alle öfter fragen: Was kann ich tun, was eine KI (noch) nicht kann? Und wie kann ich die Technologie so nutzen, dass sie mich stärkt – statt mich zu ersetzen?

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Über den Autor: Klaus Kock

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Seit 2021 unterstützt Klaus als Marketing-Verantwortlicher das Team von doubleYUU. Dabei widmet er sich vor allem der Positionierung von doubleYUU in sämtlichen Kommunikationskanälen. Von Mittelständlern bis börsennotierte Unternehmen: Klaus kann auf eine 20jährige Beratungstätigkeit im Bereich Marketing, PR und integrierte Kommunikation für Unternehmen aus den unterschiedlichsten Branchen zurückblicken – hat jedoch eine Vorliebe für dynamische Organisationen, die über den Tellerrand hinausschauen. Eigenschaften, die er an doubleYUU besonders schätzt.