„Die größte Revolution seit Gutenberg“ – So geht Buch heute

Eigentlich handelte der Spiegel-Artikel vom Verschwinden der Buchverlage. Dass Autoren nicht mehr vom Schreiben leben können, war eine Aussage. Und dass es einer doch kann: Hugh Howey.

Er hat sich aber, und das ist das Interessante, bewusst gegen einen Verlag entschieden. Seine Geschichte hat er online veröffentlicht, als e-book bei Amazon. Innerhalb weniger Tage hatte er unzählige Klicks beisammen und seine Fans verlangten eine Fortsetzung des Textes, der ein offenes Ende hatte. Das war’s auch schon – so nahm die Erfolgsstory ihren Anfang.

Hugh Howey ist nun Bestseller-Autor, dessen Buch in 20 Sprachen übersetzt wurde und hat außerdem die Rechte für die Verfilmung seiner Geschichte teuer verkauft. Ein Self-Made-Millionär, quasi. Noch vor zehn Jahren wäre so etwas undenkbar gewesen: einen Roman zu Geld zu machen und das ganz ohne Verlage. Nun geht das – und es hat weitreichende Konsequenzen, besonders für die Verlage. Die müssen sich nämlich so langsam (oder besser ganz schnell) Gedanken darüber machen, was sie Autoren bieten wollen und sich eine zukunftsträchtige Überlebensstrategie ausdenken.

„Ich würde nie meine Rechte an einen Verlag abtreten“, so Hugh Howey in einem von ihm verfassten Artikel. Und warum sollte er auch? Auf Amazon durfte er 70 Prozent des Gewinnes für sich behalten, bei einem Verlag bleibe ihm vom Erlös wesentlich weniger. Außerdem müsste er dann für eine Marketingkampagne bereitstehen, vorgegebene Termine wahrnehmen und vor allem die Entscheidungsfreiheit und Kontrolle darüber, was mit seiner Idee passiert, abgeben. Genau das wollte er nicht, im Gegenteil.

Denn ist ein Buch erst mal gedruckt, ist es starr und unbeweglich. Seine Geschichte sollte anders sein, direkt am Leser. Und nun kommen wir zum wesentlichen Punkt, und dazu, was das Ganze mit der Unternehmensidee von doubleYUU zu tun hat: Seine Leser veränderten die Geschichte. Sie gaben direktes Feedback und beeinflussten so manche Wendungen.

Der Konsument hat also die Macht, und dadurch, dass er Mitspracherecht hat, lädt er sich immer wieder die aktualisierten Versionen und neuen Kapitel herunter. Auf die müssen sie nicht lange warten, denn das Internet ist bekanntlich schnell – ein paar Klicks und schon ist das am selben Tag geschriebenen verfügbar.

Und damit wird auch noch ein anderes Argument der Gegner der e-books widerlegt: Man könnte bei digital publizierten Texte nicht über das Gelesene nachdenken, sich etwa keine Notizen mit Post-Its an den Rand kleben. „Man frisst ja nur noch die Worte“, so die Meinung. Das Gegenteil ist hier der Fall – die Leser können sogar aktiv mitmischen, dem Autor sagen, was ihnen gefällt und was nicht. Dementsprechend wird verändert (oder auch nicht) und, sofern es passte, wurden auch mal einige Szenen hinzugefügt, die sich die Leser wünschen.

Im Online-Interview auf Reddit verrät Hugh Howey, was ihm bei seinem Erfolg geholfen hat: „Das beste Tool ist Facebook. Damit war und bin ich im ständigen Kontakt mit den Lesern. Die beste Werbung ist, mit den Lesern zu interagieren. Denn macht deine Arbeit sie glücklich, erzählen sie es weiter.“

Dass er auf der Plattform Reddit Fragen beantwortete hat, ist kein Zufall. Reddit ist ein Social News Aggregator, auf dem Inhalte von den Benutzern erstellt werden und ist somit ganz im Sinne der Philosophie des Autors: Sich vernetzen, nicht abgehoben und abgeschnitten von der Außenwelt im stillen Kämmerchen das einsame Genie spielen.

Gegenüber Deutschlandradio sprach er darüber, was das für die Zukunft von Autoren bedeutet: „Ich muss ehrlich sagen, diese Revolution durch das Internet ist wahrscheinlich die größte seit der Erfindung des Buches durch Gutenberg.“

 

Über den Autor: Willms Buhse

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Dr. Willms Buhse, CEO und Gründer von doubleYUU, bringt mit Digital Leadership die Innovationen des Silicon Valley in die Büros der deutschen Führungsetagen. Die Bundeskanzlerin Angela Merkel und viele Top-Manager zählen zu seinen Kunden. Er hält Vorträge in Harvard, am Massachusetts Institute of Technology (MIT) und an deutschen Elite-Universitäten in Berlin, München oder Hamburg. Dr. Willms Buhse gilt über deutsche Grenzen hinaus als Vordenker der digitalen Elite. Wie kein Zweiter versteht er es, Ideen und Impulse aus der digitalen Welt auf die Realität deutscher Unternehmen zu übertragen.