Fairphone: Mit Transparenz auf dem Weg zu einer besseren Welt
Eine gute Idee, ein Netzwerk und eine Vision war alles, das drei junge Typen aus den Niederlanden vor drei Jahren hatten. Ihnen ging es gegen den Strich, dass Smartphones unter den schlechtesten Bedingungen hergestellt, Arbeiter ausgebeutet werden und Kinder in der Produktion angestellt sind. Darum hatten Bas van Abel, Gabriel Sebastian und Miquel Ballester das Ziel, ein faires Smartphone zu machen, das Fairphone.
Damit haben sie sich aber erstmal nicht an einen der großen Hersteller gewendet. Ganz im Sinne von Vernetzung und Transparenz machten sie sich selbst ans Werk, ohne Firma und viel Kohle im Hintergrund. Wobei Kohle ein gutes Stichwort ist: Eine der Herausforderungen, der sich das Fairphone-Team stellen musste, ist die Beschaffung der Rohstoffe, aus denen ein Smartphone gebaut ist. Und was in so einem Telefon drin ist, ist ganz schön erstaunlich: Coltan, Erz, Kobalt, Zinn, Gold und noch eine ganze Menge mehr. Die werden auf herkömmliche Art aus Mienen in Afrika geholt, die teilweise in Rebellenhand sind, Kriege finanzieren und menschenverachtende Arbeitsbedingungen haben.
Die Fairphone-Hersteller kamen nicht umhin, sich dort genauestens umzuschauen. Schließlich entschieden sie sich, unter anderem, für eine Miene im Kongo, aus der das Zinn kommen sollte. Doch dann flammte dort der Konflikt wieder auf, es wurde gemordet und geplündert. „Wir standen vor der Wahl: Entweder wir ziehen ab und sorgen dafür, dass dort Jobs verloren gehen und die Region so womöglich noch instabiler wird, oder wir bleiben und tragen einen kleinen Teil zur Stabilisierung bei“, erzählt Bas van Abel im Interview mit der Süddeutschen Zeitung.
Diese und noch viel mehr Herausforderungen stellte sich das inzwischen neunköpfige Team, um ihre Vision zu verwirklichen. Dabei sind sie oft an ihre Grenzen gestoßen und wissen nun: Ein 100 Prozent faires Smartphone zu produzieren, ist unmöglich. Aber ihre Initiative ist ein Schritt in die richtige Richtung. Denn bereits als es noch nichts gab außer einer Idee haben sie bereits bei vielen Menschen Bewusstsein geweckt und sie dazu gebracht, über die Herkunft ihrer Technik nachzudenken.
Um die richtigen Leute und Produzenten zu erreichen, setzten die Niederländer auf Vernetzung. Sie haben sich mit anderen Initiativen zusammengetan, machen alle ihre Schritte und Hersteller auf ihrer Homepage transparent.
Inzwischen haben sie alles organisiert, das Fairphone ist bereit, produziert zu werden, vorausgesetzt das Interesse ist groß genug. Das scheint es zu sein: Das Ziel, 5000 Vorbestellungen bis Mitte Juni, ist in greifbarer Nähe. Denn das Fairphone-Team setzt auf das kollektive Interesse: Crowdfunding. Erst wenn genug Kunden zugesichert haben, zu kaufen, geht das Gerät, das übrigens 325 Euro kostet, in die Produktion. Eine super Idee, die ja nicht neu ist, und die jeder, der ein gutes Produkt hat, für sich nutzen kann. Und das Fairphone scheint ein solches zu sein, derzeit kommt rund jede Viertelstunde eine neue Bestellung dazu. Nun klopfen auch die Großen bei den Niederländern an, KPN, ein niederländischer Telekommunikationsanbieter, hat angeblich bereits 1000 Stück gekauft.
Was am Anfang keiner für möglich gehalten hat, haben drei Niederländer geschafft: ein eigenes Smartphone herzustellen, und das auch noch so fair wie derzeit überhaupt möglich.
Was wir und andere daraus lernen können: Es ist möglich, von Null ohne eine breite Kapitalbasis und große Firma zu besitzen, seine Ideen zu verwirklichen, wenn diese etwas taugen. Außerdem beweist das Fairphone, dass auch an Hightech-Produkten wie Handy oder Notebook kein Blut kleben muss, sondern sie nachhaltig hergestellt werden können.