Müssen gute Manager feminine Werte besitzen?

Wie sieht der perfekte Leader aus, was macht ihn aus und welche Eigenschaften sollte er unbedingt haben? Das fragt Norman Chorn  in seinem Blog „is good Leadership a feminine thing?“ Ist das Schubladendenken, oder ist es sinnvoll eine Unterscheidung zwischen maskulinen und femininen Werten vorzunehmen?

Geert Hofstede (Wikipedia-Eintrag), ein niederländischer Kulturwissenschaftler, untersuchte die Zusammenhänge zwischen nationaler Kultur und Unternehmenskultur am Beispiel der IBM. Weltweit  ließ er Mitarbeiter von IBM-Niederlassungen verschiedene Werte nach ihrer Wichtigkeit einordnen. Mit Hilfe von quantitativen Untersuchungen definierte er so sechs verschiedene Kulturdimensionen (Wikipedia-Eintrag). Eine dieser Dimensionen nennt sich „Masculinity versus Femininity“. Als „weibliche“ Werte konnte der Niederländer Gleichheit, Solidarität, Qualität des Arbeitslebens und Lösung von Problemen durch Kompromisse und Verhandlung identifizieren. „Männliche“ Werte sind Individualität, einvernehmlicher Wettbewerb, Leistung und die Lösung von Problemen getreu dem Motto „Möge der Bessere gewinnen“.

Hofstede definiert verschiedene Werte als weiblich beziehungsweise männlich.

Aber warum ist gutes Leadership feminin? Ein guter Leader unterstützt Collaboration, setzt sich für eine angenehme Arbeitsatmosphäre ein und sorgt dafür, dass Hierarchien möglichst so flach sind und dass Mitarbeiter sich in ihrer Arbeit nicht eingeschränkt fühlen. Ein Individualist, der immer den internen Wettbewerb stimuliert, sorgt in den Zeiten des Enterprise 2.0 nicht für zufriedene Mitarbeiter. Wird mit einer Einteilung in maskulin versus feminin Leadership pauschalisiert? Hofstede hat seine Dimensionen so benannt, da Männer dazu tendieren eigene Ziele wichtiger zu nehmen, während Frauen dazu tendieren soziale Ziele hervorzuheben. Diese Einteilung ist keinesfalls sexistisch gemeint, sondern dient der besseren Verbildlichung. Genauso gut hätten die Werte „sozial“ versus „egoistisch“ verwendet werden können.

Schubladendenken? Wie eigentlich jede Klassifizierung ist auch die Unterteilung in maskulin beziehungsweise feminin ein Versuch, unterschiedliche Individuen zu kategorisieren. Das funktioniert nicht immer. Sicherlich gibt es auch Individualisten, die Probleme durch Kompromisse und Verhandlungen lösen. Aber trotzdem helfen uns Modelle wie dieses, uns zu orientieren, wenn es zum Beispiel darum geht, was für Eigenschaften für einen guten Leader wichtig sind oder mit was für einer Persönlichkeit eine Stelle besetzt werden soll.

Für ein Enterprise 2.0 sind feminine Manager ein großer Gewinn. Sie sind vernetzt, erforschen gerne und schätzen eine gute Arbeitsatmosphäre . Für Collaboration – egal ob online oder offline – sind Leader mit diesen Eigenschaften gemäß Hofstede offener als maskuline Leader, die eher den Einzelerfolg anstreben. Hier geht es wohgemerkt nur um die Eigenschaften bzw. Kompetenzen, ob die jeweilige Führungskraft Mann oder Frau ist, ist hierbei letztendlich egal.

Über den Autor: Willms Buhse

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Dr. Willms Buhse, CEO und Gründer von doubleYUU, bringt mit Digital Leadership die Innovationen des Silicon Valley in die Büros der deutschen Führungsetagen. Die Bundeskanzlerin Angela Merkel und viele Top-Manager zählen zu seinen Kunden. Er hält Vorträge in Harvard, am Massachusetts Institute of Technology (MIT) und an deutschen Elite-Universitäten in Berlin, München oder Hamburg. Dr. Willms Buhse gilt über deutsche Grenzen hinaus als Vordenker der digitalen Elite. Wie kein Zweiter versteht er es, Ideen und Impulse aus der digitalen Welt auf die Realität deutscher Unternehmen zu übertragen.