Tschüss Branchenkenner, hallo Pizza!

„Branchenkenntnis, Branchenkenntnis und noch mal Branchenkenntnis.“ So lautet leider immer noch das Credo, wenn neue Mitarbeiter eingestellt werden sollen. Denn, so die Überzeugung vieler Personaler und Führungskräfte, diese Mitarbeiter müssten nicht lange eingearbeitet werden und bringen im besten Fall Kunden und Best Practices der Konkurrenz ins Unternehmen.

Doch die digitale Transformation stellt Unternehmen vor Herausforderungen, bei denen Branchenkenntnis nicht weiterhilft. „Denn wer sich am Branchennachbarn orientiert, erarbeitet sich keinen Vorsprung. Im Gegenteil – wer bei schnellen Veränderungsprozessen wie der digitalen Transformation auf etablierte Wettbewerber schaut, läuft automatisch hinterher.“ So schreibe ich es in meinem Gastartikel in der Wirtschaftswoche.

Dem Internet ist egal, ob eine Branche konservativ ist

Neue Technologien und Geschäftsmodelle überrollen ganze Branchen und alteingesessene Unternehmen. Häufig reiben die sich noch die Augen, während die, die eben noch ein Start-up waren, bereits die Marktführerschaft anvisieren. Selbst der konservative Finanzsektor sieht sich vermehrt digitalen Marktteilnehmern gegenüber. Ob Geld versenden per App oder die Online-Altersvorsorge, in der Zukunft werden sich Banken neue Wege überlegen müssen, um ihre Kunden zufrieden zu stellen. Und Branchenkenntnis wird da nicht weiterhelfen. „Schon gar nicht, wenn zum Beispiel – wie vor Kurzem in einem Gespräch – ein Vertreter einer Branche (…) geradezu damit kokettiert, dass man als Branche konservativ ist. (…) Der Internet-Ökonomie ist es egal, welches Selbstverständnis ein Unternehmen oder eine Branche entwickelt hat. Sie entfesselt auch ungefragt ihre Dynamik.“

Relevant: Kenntnisse über digitalen Wandel

Stattdessen sollten Unternehmen über ihre unmittelbaren Wettbewerber hinaus zu den digitalen Vorreitern schauen. Die Erfolgsrezepte aus dem Silicon Valley gewinnen dabei jenseits von Branchengrenzen an Einfluss. Heute sind Otto und Amazon Konkurrenten und eben nicht mehr Otto und Neckermann. Ob nun neue Wege der Kundenkommunikation, digitale Prozesse oder innovative Geschäftsmodelle: es gibt genügend Ansatzpunkte. Sie wollen jemanden einstellen, der das digitale Geschäft mit nach vorne treibt? Fragen Sie nicht, welche Erfahrungen er in Ihrer Branche dafür mitbringt! Fragen Sie, wie er den digitalen Wandel bei seinem letzten Arbeitgeber schon mitgestaltet hat. Fragen Sie, welche Ideen er für Ihre Branche hat, welche Perspektiven er sieht und wie er glaubt, seine Erfahrungen auf Ihre Branche übertragen zu können.

Branchenkenntnis gibt es schon in Ihrem Unternehmen. Aber damit die digitale Transformation gelingt, muss neues Wissen hinzukommen! Einer unserer Kunden aus der Modebranche stellte jüngst einen neuen CIO ein, der seine Erfahrungen aus einem online Pizzalieferdienst mitbringt. Denn im Zweifel wird Pizza schneller kalt als Mode alt.

Über den Autor: Willms Buhse

Avatar photo
Dr. Willms Buhse, CEO und Gründer von doubleYUU, bringt mit Digital Leadership die Innovationen des Silicon Valley in die Büros der deutschen Führungsetagen. Die Bundeskanzlerin Angela Merkel und viele Top-Manager zählen zu seinen Kunden. Er hält Vorträge in Harvard, am Massachusetts Institute of Technology (MIT) und an deutschen Elite-Universitäten in Berlin, München oder Hamburg. Dr. Willms Buhse gilt über deutsche Grenzen hinaus als Vordenker der digitalen Elite. Wie kein Zweiter versteht er es, Ideen und Impulse aus der digitalen Welt auf die Realität deutscher Unternehmen zu übertragen.