Boss vs. Leader – was braucht die Digitale Transformation? Boss vs. Leader: Gute Führung kann in der Digitalen Transformation beides!

Was wollen Sie sein? Ein guter Boss oder ein Leader? Wollen Sie dem Unternehmen vorstehen, Verantwortung und Erfolge auf sich selbst vereinen – oder wollen Sie ihre Mitarbeiter fördern, motivieren und zu Entscheidungen befähigen? Der Tweet zum Thema Boss vs. Leader war einer der erfolgreichsten meiner Twitter-Karriere. Er zeigt, wie vehement das Für und Wider beider Führgungsprinzipien abgewägt wird. Aber warum müssen wir uns denn eigentlich entscheiden? Meiner Meinung nach sind Boss und Leader kein Entweder-oder, sondern zwei Seiten einer Medaille. Beide Führungsweisen braucht es noch immer.

Digitale Transformation, das betone ich immer wieder, scheitert in den seltensten Fällen an fehlender Technologie oder an mangelnden organisationellen Möglichkeiten. Dafür weitaus häufiger am Faktor Führung. Zu oft halten Führungsetagen an alten Strukturen, Berichtswegen und Arbeitsweisen fest, weil diese eingeschliffen sind. Aber: Wenn ich mein Unternehmen mithilfe von digitalen Prozessen transformieren will, muss ich dafür auch die Führungskultur neu definieren.

Leader – Führung für die nächste Generation

Auf den ersten Blick ist es da nur naheliegend, die Denkweisen des Bosses zu verteufeln, wie es gerade en Vogue ist. Leadership steht für eine vernetzte, offene, partizipative und agile Führungskultur – das klingt deutlich attraktiver in Zeiten der digitalen Transformation. Lassen Sie uns beide Führungsweisen genauer betrachten:

  1. Leader befähigen ihre Mitarbeiter. Sie wollen Enthusiasmus hervorrufen, weil sie wissen, dass Begeisterung für das eigene Unternehmen ein hohes Maß an Engagement mit sich bringt. Sie entwickeln die Mitarbeiter und schenken ihnen Vertrauen. Sie sagen „lasst uns das gemeinsam anpacken“.
  2. Leader organisieren Teams vielleicht noch in Abteilungen, wissen aber: Vernetzt und interdisziplinär kommen wir am schnellsten zum Ziel. Dafür fördern sie jeden Mitarbeiter nach seinen Interessen und Talenten.
  3. Leader führen partizipativ. Sie öffnen sich für den Input ihrer Mitarbeiter, fordern ihn sogar ein, und haben statt einer Fehler- eine Lernkultur implementiert.
  4. Leader haben eine Strategie und einen Plan, stellen diesen aber immer wieder auf den Prüfstand.
  5. Leader geben Ehre, wem Ehre gebührt. Auch so halten sie ihr Team motiviert.

In einem von Leadern geprägten Umfeld gedeihen Innovationen und Veränderungen werden schnell umgesetzt. Dieses Führungsprinzip ist am Puls der digitalen Welt. Warum, werden Sie fragen, muss ich dann noch Boss sein?

Bosse bauen Brücken

Aus verschiedenen Gründen. Zum einen befinden wir uns in einer Transformation – und dieser Wandel braucht eine Generation von Brückenbauern in deutschen Führungsetagen. Gelernte Management-Strukturen und Führweisen holen vor allem die Generation der Paper Natives, wie ich sie gern nenne, ab. Ein einfaches Beispiel: Stellen Sie sich vor, Sie sind seit 20 Jahren im selben Geschäft, Sie machen einen guten Job und sind einer der Leistungsträger des aktuellen Geschäfts, wie es viele Angestellten dieser Generation sind. Mit einem Mal kommt eine Führungskraft, die sich anders verhält, als Sie es in den letzten Jahrzehnten gelernt haben, die nur noch auf Wandel und Fortschritt setzt, die von ihnen ein anderes Verhalten verlangt. Da ist Unsicherheit vorprogrammiert.

Darüber hinaus bin ich der Meinung: Es war nicht alles schlecht in der Ära der Bosse. Einige der Mechanismen braucht es noch heute, auch im Umgang mit Digital Natives.

  1. Bosse treiben ihre Untergebenen an. Sie arbeiten autoritär und erzielen ihre Ergebnisse über diese Autorität. Das braucht es gelegentlich, um Dinge schnell auf die Straße zu bringen, die tatsächlich wichtig sind.
  2. Ein Boss weiß noch immer am besten, wie das eigene Geschäft läuft. Und sein Erfahrungsschatz ist noch immer wertvoll. Bringt er diese Expertise mit der Bereitschaft zuzuhören zusammen, ist er sehr gut für die digitale Transformation gerüstet.
  3. Ein Boss vereint die Erfolge seines Teams unter sich. Auch wenn ich ein großer Fan davon bin, Leistungsträger unter den Mitarbeitern herauszustellen: Von außen betrachtet trägt noch immer die Politik „One face to the customer“ am besten, und dieses Gesicht ist nun einmal die Führungskraft.
  4. Bosse fällen die Entscheidungen in einem von Bossen geführten Unternehmen – diese Entschlossenheit braucht es manchmal, um voranzukommen.

Boss und Leader sind zwei Seiten einer Medaille

Boss und Leader sind zwei Seiten einer Medaille: Dem Digital Leader, der alte und neue Führungsprinzipien vereint. Während der eine Innovation vorantreibt, die Entscheidungsgeschwindigkeit im Unternehmen erhöht, vernetztere, informiertere Entscheidungen trifft und Mitarbeiter mit Partizipation und Offenheit motiviert, gibt der andere den Leistungsträgern der Generation Paper Native und Vertragspartnern Sicherheit, macht Druck, wo Druck nötig ist, bündelt Unternehmenserfolge als das Gesicht zum Kunden und trifft auch mal eine harte Entscheidung. Führungskräfte, die sich der Vorteile beider Führungsweisen bewusst sind, können besser abwägen, wann sie den Boss und wann sie den Leader in den Kampf schicken.

Über den Autor: Willms Buhse

Avatar photo
Dr. Willms Buhse, CEO und Gründer von doubleYUU, bringt mit Digital Leadership die Innovationen des Silicon Valley in die Büros der deutschen Führungsetagen. Die Bundeskanzlerin Angela Merkel und viele Top-Manager zählen zu seinen Kunden. Er hält Vorträge in Harvard, am Massachusetts Institute of Technology (MIT) und an deutschen Elite-Universitäten in Berlin, München oder Hamburg. Dr. Willms Buhse gilt über deutsche Grenzen hinaus als Vordenker der digitalen Elite. Wie kein Zweiter versteht er es, Ideen und Impulse aus der digitalen Welt auf die Realität deutscher Unternehmen zu übertragen.