Der unfassbare Umgang von Spiegel, PwC & Co. mit dem Begriff Familienunternehmen

Wagen wir gemeinsam ein kleines Experiment: Schließen wir die Augen und denken konzentriert an Familienunternehmen. An wen denkt Ihr? Was seht Ihr? Wahrscheinlich einen Unternehmer, der von einer großen Verantwortung motiviert handelt. Es geht ihm um seine Unternehmer-Familie, den Erhalt des Erbes der Firmen-Dynastie, die Tradition der Gründer gepaart mit der Zukunftsfähigkeit für die nächste Generation, aber auch das Auskommen der oft langjährigen Mitarbeiter und oft sogar das Gemeinwohl der Region, in der er verankert ist.

Dies ist das Bild, das in unseren Köpfen von engagierten Firmen-Patriarchen und -Matriarchinnen verankert ist und dem tatsächlich – davon bin ich überzeugt – unsere Gesellschaft viel Gutes zu verdanken hat. Der Mittelstand, in dem sich überwiegend dieser Typus von Unternehmer findet, ist noch immer die wichtigste Stütze unseres Wohlstandes.

Allein deshalb schon ist es so wichtig, dass es diesen Betrieben gelingt, ihre Geschäfte schlau in das digitale Zeitalter zu transformieren. Daran arbeiten wir bei doubleYUU täglich.

Denken Sie bei BMW oder Volkswagen an Familienunternehmen?

Aber zurück zu unserem Experiment. An welche Unternehmen denken wir also beim Begriff Familienunternehmen? Bestimmt nicht an Volkswagen, BMW und andere globalagierende und börsennotierte Industriekonzerne. Doch genau so sieht es die Unternehmensberatung PwC. Zusammen mit der Onlineplattform Family Capital haben die Consultans eine Liste mit den 750 größten Familenunternehmen erstellt. Demnach kommen 119 dieser Unternehmen aus der Bundesrepublik.

Diese Auswertung, inklusive der anschließenden Berichterstattung ist für mich ein Ärgernis, weil es vor allem von mangelndem Respekt gegenüber den klassischen Familienunternehmen und ihrer Werte zeugt.

Denn anders, als es der Begriff Familienunternehmen suggeriert, müssen die Familien diese nicht mehrheitlich besitzen, sondern nur kontrollieren. Die Firmen müssen mindestens 20 Jahre alt sein, um in der Studie berücksichtigt zu werden. Bei einer Privatgesellschaft muss die Familie mindestens 50 Prozent der Stimmrechte halten, bei börsennotierten Gesellschaften 32 Prozent. Dies reicht nach Ansicht der Autoren in der Regel aus, um ein Unternehmen zu kontrollieren.

Dem aber nicht genug, umfasste die Liste nicht die ganz großen Tech-Unternehmen, die noch immer im Besitz oder unter der Kontrolle ihrer Gründer, sprich Unternehmer, sind. Dafür sind ihre Firmen noch zu jung.

Wir halten also fest: Diese Auswertung der Unternehmensberatung wurde lediglich dazu designt, dass Medien darüber berichten. Sie missachtet Werte, für die viele traditionelle Familienunternehmen stehen. Und was machen der Spiegel und einige andere Medien? Sie übernehmen die PwC-Sichtweise einfach, ohne sie zu hinterfragen.

Und so sind Volkswagen und BMW jetzt Familenunternehmen. Na dann wollen wir mal schauen, wieviele Generationen die beiden noch überstehen.

Über den Autor: Willms Buhse

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Dr. Willms Buhse, CEO und Gründer von doubleYUU, bringt mit Digital Leadership die Innovationen des Silicon Valley in die Büros der deutschen Führungsetagen. Die Bundeskanzlerin Angela Merkel und viele Top-Manager zählen zu seinen Kunden. Er hält Vorträge in Harvard, am Massachusetts Institute of Technology (MIT) und an deutschen Elite-Universitäten in Berlin, München oder Hamburg. Dr. Willms Buhse gilt über deutsche Grenzen hinaus als Vordenker der digitalen Elite. Wie kein Zweiter versteht er es, Ideen und Impulse aus der digitalen Welt auf die Realität deutscher Unternehmen zu übertragen.