Die Trittbrettfahrer sterben aus – BBC verkündet Ende der 1-Prozent-Regel

Wie die BBC meldet, gehört die 1-Prozent-Regel der Internet-Partizipation der Vergangenheit an. Es ist Grundwissen jedes Netzbewohners, dass sich nur 1 Prozent aller Nutzer in Netzprojekten und Online-Communities konstant aktiv und schaffend einbringen während 9 Prozent gelegentlich in einzelnen Fällen aktiv werden und 90 Prozent ihr Dasein komplett als Trittbrettfahrer fristen (Wikipedia-Eintrag). Zumindest für den englischen Raum will die BBC nun einen deutlich positiveren Trend ausgemacht haben, wobei die Meldung nicht aus einer der zahlreichen Redaktionen stammt, sondern von Netz-Spezialistin Holly Goodier auf ihrem Blog veröffentlicht wurde.

Quelle: BBC Online Spring Briefing, Mai 2012 Grafische Umsetzung: doubleYUU

Holly Goodier, ihres Zeichens Head of Audiences BBC Future Media, möchte mit ihrem Team herausgefunden, dass die bislang geltenden Verhältnisse von 1-9-90 im Königreich aktuell mit 17-60-23 zu beziffern sind. Insgesamt seien also gar nicht 10 Prozent der Internetnutzer konstant oder gelegentlich aktiv, sondern beeindruckende 77 Prozent! Holly Goodier bezieht sich bei ihrer These auf mehrere Quellen, in erster Linie aber auf eine repräsentative Umfrage, die ab September 2010 18 Monate lang mit 7.500 erwachsenen britischen Staatsbürgern gemacht wurde.

Hier gibt es den Link zum Beitrag „BBC Online Briefing Spring 2012: The Participation Choice“ im BBC-Blog und hier den direkten Link zur PDF-Datei der betreffenden Präsentation. Zusätzlich habe ich einen 20-minütigen Mitschnitt einer Präsentation von Holly Goodier am Ende dieses Beitrags als Video eingebunden.

Und mein persönlicher Eindruck? Natürlich ist jede Statistik mit Vorsicht zu genießen. Und in diesem Fall wurden die genaueren Ergebnisse der Umfrage bisher nicht veröffentlicht. Abgesehen davon lässt sich hinterfragen, ob eine Umfrage wirklich der beste Weg ist, Partizipation zu erfassen, oder nicht Nutzungsstatistiken von realen Sozialen Netzwerken hier viel verlässlichere und ehrlichere Ergebnisse bringen würden. In Fragebögen oder gar bei Telefoninterviews neigen die Befragten vielleicht eher dazu, sich als kompetentere und engagiertere Netzbürger darzustellen, als es der Realität entspricht. Natürlich kann es gut sein, dass sich tatsächlich mit wachsendem Bevölkerungsanteil von Digital Natives auch die Zahl derjenigen verändert, die aktiv online partizipieren. Wenn dem wirklich so sein sollte, werden sicherlich in den nächsten Monaten und Jahren weitere Studien diesen Trend bestätigen. Bis dahin bleibe ich skeptisch und denke, dass die Wahrheit in diesem Fall mal nicht in der Mitte liegt, sondern näher an der 1-Prozent-Regel als an den Zahlen der BBC.

Über den Autor: Willms Buhse

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Dr. Willms Buhse, CEO und Gründer von doubleYUU, bringt mit Digital Leadership die Innovationen des Silicon Valley in die Büros der deutschen Führungsetagen. Die Bundeskanzlerin Angela Merkel und viele Top-Manager zählen zu seinen Kunden. Er hält Vorträge in Harvard, am Massachusetts Institute of Technology (MIT) und an deutschen Elite-Universitäten in Berlin, München oder Hamburg. Dr. Willms Buhse gilt über deutsche Grenzen hinaus als Vordenker der digitalen Elite. Wie kein Zweiter versteht er es, Ideen und Impulse aus der digitalen Welt auf die Realität deutscher Unternehmen zu übertragen.