Ganz, teilweise oder gar nicht zurück ins Büro? Neben modernen Tools wie OKR sollten Unternehmen vor allem auf das Vertrauen in ihre Mitarbeiter setzen.

Die Homeoffice-Pflicht ist gefallen. In den nächsten Wochen wird sich zeigen, wie sich die deutsche Wirtschaft in den Monaten der Pandemie entwickelt hat. Wird flexibles Arbeiten das neue Normal oder fallen die Unternehmen zurück in alte Denkweisen und Präsenzpflicht?

Verschiedene Umfragen zeigen, die meisten Mitarbeiter wünschen sich eine hybride Lösung. Einen Platz im Büro, den persönlichen Austausch mit Kollegen und gleichzeitig die Möglichkeit, zu Hause arbeiten zu können. Diese Studien zeigen aber auch, dass viele Führungskräfte sich die Rückkehr ihrer Mitarbeiter in die Strukturen vor der Pandemie wünschen. Das finde ich nach 1,5 Jahren Pandemie eher enttäuschend. Natürlich gibt es auch Kehrseiten des Remote Work, wie die Entfremdung zwischen Mitarbeitenden und ihrer Organisation. Eine aktuelle Befragung vom Fraunhofer IAO zeigt beispielsweise, dass sich unter den Beschäftigten Ernüchterung breitmacht: Sie fühlen sich weniger gut über die Unternehmensentwicklungen informiert und nicht mehr so kreativ in ihrer Arbeitsweise. Auch die informelle und bereichsübergreifende Zusammenarbeit hat abgenommen – mitunter haben sich sogar Gräben vertieft. Trotzdem sollten Unternehmen sich meiner Meinung nach nicht auf das alte Normal zurück ziehen.

Moderne Tools

Wir haben bei doubleYUU bereits vor vier Jahren entschieden, vollständig auf Büroräume zu verzichten. Seitdem gehen alle relevanten KPIs bei uns nach oben. Persönliche Gespräche führen wir trotzdem, aber eben lieber beim Lunch, beim Firmenevent oder auch mal bei einem gemeinsamen Spaziergang. Der persönliche Austausch ist und bleibt – auch nach vier Jahren ohne Office – wichtig. Aber die Form des Austausches haben wir verändert. Meiner Erfahrung nach müssen Unternehmen die Rahmen vorgeben, in denen sich Führungskräfte und Mitarbeiter bewegen können. Dazu nutzen wir bei uns und unseren Transformationsprojekten moderne Tools und Führungsmethoden wie Objectives and Key-Results (OKR). OKR definiert die Ziele (Objectives), die ein Unternehmen erreichen will ebenso wie die Schlüsselergebnisse (Key-Results), die geliefert werden müssen. Die Objectives werden dabei nicht mehr wie in veralteten Management-Praktiken von oben diktiert, sondern entstehen im Team als Kombination aus top-down- und bottom-up-Prozess. Dieses Herangehen hilft dem Management in der strategischen Ausrichtung und Führung der Organisation. Den Mitarbeitenden helfen OKRs, sich auf die wichtigen Dinge zu fokussieren und deren Sinn für das Ganze zu verstehen. Das ist gerade im Homeoffice von zentraler Bedeutung.

Modernes Mindset

Neben modernen Führungsmethoden wie OKR und Tools wie Teams, Slack oder Zoom braucht es vor allem das richtige Mindset der Führungskräfte und ihrer Mitarbeiter sowie einen transparenten Informationsfluss, den persönlichen Kontakt. Dabei sollte es nicht um Kontrolle gehen, sondern darum: Fühle ich mich als Teil von meiner Firma? Wenn man diese Vorteile nicht mehr wahrnimmt, kann es schnell zu einer Entfremdung kommen. Nur so begegnen Unternehmen dem Verlust wertvoller Mitarbeiter aus meiner Sicht wirkungsvoll, denn der Bedarf für neue Fachkräfte am Markt nimmt gerade steil zu und es werden die Unternehmen gewinnen, die am attraktivsten sind für ihre Mitarbeiter.

Photo by Christine Donaldson on Unsplash

Über den Autor: Willms Buhse

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Dr. Willms Buhse, CEO und Gründer von doubleYUU, bringt mit Digital Leadership die Innovationen des Silicon Valley in die Büros der deutschen Führungsetagen. Die Bundeskanzlerin Angela Merkel und viele Top-Manager zählen zu seinen Kunden. Er hält Vorträge in Harvard, am Massachusetts Institute of Technology (MIT) und an deutschen Elite-Universitäten in Berlin, München oder Hamburg. Dr. Willms Buhse gilt über deutsche Grenzen hinaus als Vordenker der digitalen Elite. Wie kein Zweiter versteht er es, Ideen und Impulse aus der digitalen Welt auf die Realität deutscher Unternehmen zu übertragen.