Best Practice mit doubleYUU: Transformation bei Otto

Eine echte Kauf- und Leseempfehlung – die Leadership Sonderausgabe zu „Wie geht Führung im Zeitalter digitaler Transformation? Ein Heft über Management im Wandel“. Neben Artikeln von z.B. Change-Guru John P. Kotter zur vernetzten Organisation kommen viele Managementvordenker wie Sprenger & Co. zu Wort. Und es gibt einen Best Practice-Beitrag zum Thema digitale Transformation von Christina Kestel über Otto.

Otto ist eines meiner Lieblingsbeispiele, denn das Unternehmen hat sich inzwischen zu einem weltweit erfolgreichen E-Commerce-Konzern entwickelt. Eine riesige Transformation, denn schließlich wird hier kein kleiner Krämer umgebaut. Vielmehr ist die Otto Group der größte Onlinehändler für Fashion und Lifestyle Europas – der zweitgrößte weltweit nach Amazon!

Es kommen sechs Menschen zu Wort, die alle für die Otto Group arbeiten. Fünf davon sind von mir sehr geschätzte Otto-Interne, einer ist Externer und darf Otto seit über 10 Jahren in der digitalen Transformation begleiten, das bin ich. Entstanden ist die Idee zu dem Artikel – wie könnte es anders sein – auf einem BarCamp. Jens Kappe berichtet über ein Softwareprojekt „mit Ziel, aber ohne Plan“ und Olaf Schlüter über gefühlten Kontrollverlust und Vertrauen. Und ich darf über den spannenden Prozess berichten, für und mit Otto Brücken zu bauen zwischen den digitalen, agilen E-Commerce-Affinen und den langjährigen Leistungsträgern, die das einstige Kataloggeschäft groß gemacht und damit den heutigen Erfolg natürlich erst ermöglicht haben.

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So haben wir zum Beispiel junge Mitarbeiter und erfahrene Manager in Workshops ausarbeiten lassen, in welcher Form sie miteinander arbeiten wollen. Außerdem haben wir dafür gesorgt, dass das in der Organisation vorhandene digitale Know-how unter Mitarbeitern weitergegeben wird – ein weit wirkungsvolleres Instrument als die Frontalveranstaltung einer Führungskraft, die eine Rede über E-Commerce hält.

Neugierde ist der Schlüssel

Eine der größten und wichtigsten Herausforderungen dabei war – und ist im Übrigen in jedem Unternehmen – die gegenseitige Toleranz und Wertschätzung. Welche Produkte sollte Otto im Sortiment haben? Das weiß natürlich der erfahrene Einkäufer. Und Big Data. Ein nur scheinbarer Widerspruch, denn natürlich kann der Einkauf Big Data mit seinen klugen Datenanalysen nutzen, um richtige Entscheidungen zu treffen. Und natürlich kann der Datenanalyst mit dem Einkäufer gemeinsam die entsprechende Datenbank auswerten. Voraussetzung hierfür ist Offenheit und Neugierde auf allen Seiten.

Gemeinsame Ziele

Nach unserer Erfahrung geht das immer dann gut, wenn die Beteiligten an einem Strang ziehen, weil sie das gleiche Ziel haben. Die junge Mitarbeitergeneration zu begeistern ist beispielsweise nicht schwer. Die meisten von ihnen sind mit den digitalen Mechanismen vertraut, außerdem gut ausgebildet und warten regelrecht darauf, ihr Wissen in die Organisation einzubringen, um erfolgreich zu sein. Auch das gehobene Management zu erreichen ist vergleichsweise leicht, wenn auch etwas schwieriger, da einige Ressentiments abgebaut werden müssen. Aber natürlich ist der oberen Führungsriege klar, dass diese Veränderungen notwendig sind, um das Unternehmen langfristig erfolgreich am Leben zu halten. Am schwierigsten und gleichzeitig am wichtigsten ist das Mittelmanagement, denn dieses erlebt Druck und Erwartungen von oben und von unten. Für sie ist es am schwersten, ein gemeinsames Ziel auszumachen, an dem sie ihren eigenen Erfolg und vor allem die damit verbundenen notwendigen Veränderungen ausrichten.

Werte des Internets zunutze machen

Deshalb haben wir in enger Zusammenarbeit mit der Personalabteilung zahlreiche Workshops entwickelt. Die Themen waren vielfältig, von der „Sprache der Technik“ über „Collaboration-Tools“,  „Organisationsstrukturen in der digitalen Welt“ bis „Agilität und neue Führungsmethoden“ – alles Themen, die mit der Digitalisierung im Zusammenhang stehen. Dabei haben wir, wie in Co-Creation-Formaten üblich, keine feste Agenda vorgegeben. So waren alle gezwungen, sich auf Neues, Unerwartetes einzulassen. Für uns war das eine der schönsten Erfahrungen: Wie auch die Führungskräfte nach einer Weile immer neugieriger wurden und nach und nach merkten, dass agiles Management auf viele Themen und Unternehmensbereiche anwendbar ist. Und so entwickelte sich zunehmend ein neues Wertesystem, nämlich eines von Offenheit, Schnelligkeit und Transparenz geprägtes. Und das ist die Grundvoraussetzung, um sich den Erfolg des Internets gewinnbringend zunutze zu machen. Und das ist Otto nachweisbar gelungen.

2 Comments

  1. Bastian 23/01/2015 at 09:26 - Antworten

    Hallo Willms und Team,

    Glückwunsch zu diesem tollen und langfristigen Projekt, sowie die Zusammenfassung hier auf eurem Blog. Das Original konnte ich leider noch nicht lesen.

    Ein kleiner Fehler hat sich eingeschlichen. Der besagte Change-Guru heißt John, nicht Jens :-).

    Beste Grüße
    Bastian

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      Willms Buhse 23/01/2015 at 10:17 - Antworten

      Hallo Bastian – Danke und Danke. Ich schiebe es mal auf die Autokorrektur ;)

Über den Autor: Willms Buhse

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Dr. Willms Buhse, CEO und Gründer von doubleYUU, bringt mit Digital Leadership die Innovationen des Silicon Valley in die Büros der deutschen Führungsetagen. Die Bundeskanzlerin Angela Merkel und viele Top-Manager zählen zu seinen Kunden. Er hält Vorträge in Harvard, am Massachusetts Institute of Technology (MIT) und an deutschen Elite-Universitäten in Berlin, München oder Hamburg. Dr. Willms Buhse gilt über deutsche Grenzen hinaus als Vordenker der digitalen Elite. Wie kein Zweiter versteht er es, Ideen und Impulse aus der digitalen Welt auf die Realität deutscher Unternehmen zu übertragen.