Gallup gibt es schriftlich: Arbeit nervt

Wenn Deichkind schmettert, dass „Arbeit nervt“, dann steckt hinter dem Hit mehr Wahrheit als manchem Manager lieb ist. Es ist ein Trauerspiel, dass sich jedes Jahr wiederholt: Die Berater von Gallup veröffentlichen ihren Gallup Engagement Index, in dem sie dokumentieren, wie sehr sich Mitarbeiter für ihren Job begeistern. Und Jahr für Jahr fallen die Ergebnisse betrüblicher aus. Für 2011 sehen die Zahlen noch einen Tick schlechter aus als die Werte aus 2010: 23 Prozent der 2000 Befragten haben innerlich gekündigt, 63 Prozent machen Dienst nach Vorschrift und nur 14 Prozent sind bereit, sich ein Bein auszureißen, weil sie eine hohe emotionale Bindung zu ihrem Arbeitgeber verspüren. 2010 lag die Zahl derer, die nur noch körperlich anwesend ist und keinerlei Engagement mehr zeigt noch bei 21 Prozent.

Die Verantwortung für diese Entwicklung tragen, so beklagen es die Berater seit vielen Jahren, die Topentscheider in den Unternehmen. Zwar heißt es in Sonntagsreden immer wieder, das die Mitarbeiter die wichtigste Ressource sind – doch kaum ein Manager lebt diesen Satz wirklich. Deshalb schaffen sie es weiterhin nicht, ihre Mitarbeiter zu begeistern. Nur ein Gehalt zu zahlen, reicht dazu nicht aus, dass sie für ihre Arbeit ezahlt werden, halten die Menschen in den Unternehmen – zu Recht – für eine Selbstverständlichkeit.

Vielmehr sind es weiche Faktoren, die Entscheiden, ob ein Job als erfüllend und motivierend wahrgenommen wird. Konstruktives Feedback scheint vielerorts etwa absolute Mangelware zu sein. Und das letzte Lob? Auch das ist schon eine ganze Weile her, sagen die meisten Mitarbeiter.
Die Folge: Die Leute sind zwar alle nicht so weit, dass sie gleich alles hinschmeißen und kündigen. Wohl aber macht sich die allgemeine Lustlosigkeit Gallup zufolge durch die Lust, eigeninitiativ Dinge voran zu bringen. Enterprise 2.0 und moderne Führung sehen irgendwie anders aus… Aber darüber schreiben und erzählen wir ja an anderer Stelle oft genug, so dass wir den Satz von Deichkind anlässlich dieser Gallup-Meldung einfach mal so stehen lassen.

Deichkind – Arbeit nervt from Topo on Vimeo.

Über den Autor: Willms Buhse

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Dr. Willms Buhse, CEO und Gründer von doubleYUU, bringt mit Digital Leadership die Innovationen des Silicon Valley in die Büros der deutschen Führungsetagen. Die Bundeskanzlerin Angela Merkel und viele Top-Manager zählen zu seinen Kunden. Er hält Vorträge in Harvard, am Massachusetts Institute of Technology (MIT) und an deutschen Elite-Universitäten in Berlin, München oder Hamburg. Dr. Willms Buhse gilt über deutsche Grenzen hinaus als Vordenker der digitalen Elite. Wie kein Zweiter versteht er es, Ideen und Impulse aus der digitalen Welt auf die Realität deutscher Unternehmen zu übertragen.