Google-Bomben im Wahlkampf? Unsere Einschätzung bei der HAZ

Ich freue mich immer, wenn Journalisten wegen Einschätzungen zum Thema Google anfragen. Nicht nur, weil mir die Arbeit an meinem Buch zum Netzriesen viel Spaß gemacht hat, sondern auch, weil das Thema Google und die Umwälzungen, die dieses Unternehmen anschiebt, Wirtschaft und Gesellschaft in hohem Maße prägen – und damit auch die Art und Weise, wie wir jetzt und in Zukunft leben und zusammenarbeiten. In einem wirklich lesenswerten Text hat sich Markus Werning in der Sonntagsausgabe der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung (HAZ) Gedanken zu der Frage gemacht, in welchem Maße die Monopolstellung von Google bei der Informationssuche im Netz Auswirkungen auf die Wahrnehmung und möglicherweise auch auf die öffentliche Meinungsbildung haben.

Ein Thema, das in dem Text beleuchtet wird, sind die sogenannten Google-Bomben: Mit Hilfe von Tricks wie massenhaft in Kommentarspalten hinterlassenen Links schaffte es Trickser beispielsweise, dass jeder, der nach dem Begriff „miserable failure“ suchte, oben auf der Trefferliste den Namen „George Bush“ angezeigt bekam. Dass heute solche klassischen Google-Bomben zünden, ist meiner Ansicht nach unwahrscheinlich. Dazu gibt es zu viele technische Gegenmaßnahmen, und dieser Trick der Google-Manipulation ist einfach ausgereizt.

Aber: Die Herausforderung – wie authentisch, wie echt und unmanipuliert das ist, was ich im Netzwerk finde – gibt es heute nach wie vor bei allen Formen der Netzwerk-Kommunikation. Allerdings eben nicht mehr mit den Google-Bomben als Problem, sondern beispielsweise mit den Netzwerkeffekten an sich – wie Google sie etwa erzeugt, wenn das Unternehmen eine Spezialseite zur Bundestagswahl aufsetzt, bei der in erster Linie Aktivitäten gezeigt werden, die Politiker im Social Network Google+ entfachen. Dagegen sieht der Medien- und Politikwissenschaftler Gerhard Vowe von der Universität Düsseldorf dem Artikel zufolge darin die Gefahr, „dass sich Nutzer vorwiegend mit denjenigen Kandidaten beschäftigen, über die sich auch andere häufig informieren. Das Risiko dürfe zwar nicht überschätzt werden, weil viele Menschen noch selbst nach Themen, Politikern und Parteien suchten, aber so können Spiralprozesse entstehen, die die Vielfalt einschränken.“

 

Über den Autor: Willms Buhse

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Dr. Willms Buhse, CEO und Gründer von doubleYUU, bringt mit Digital Leadership die Innovationen des Silicon Valley in die Büros der deutschen Führungsetagen. Die Bundeskanzlerin Angela Merkel und viele Top-Manager zählen zu seinen Kunden. Er hält Vorträge in Harvard, am Massachusetts Institute of Technology (MIT) und an deutschen Elite-Universitäten in Berlin, München oder Hamburg. Dr. Willms Buhse gilt über deutsche Grenzen hinaus als Vordenker der digitalen Elite. Wie kein Zweiter versteht er es, Ideen und Impulse aus der digitalen Welt auf die Realität deutscher Unternehmen zu übertragen.