Crowdfunding bedroht Banken und fasziniert die Generation Y

Aufmerksame Beobachter warnen schon lange, dass technologische und soziale Entwicklungen wie Bitcoins, Crowdfunding und die Allgegenwart von Mobilgeräten nicht nur Branchen wie die Musikindustrie verändern. Auch der Bankensektor steht vor massiven Umbrüchen, da neue Player wie Google, eBay (via PayPal) oder Apple (gerade durch das Update auf iOS7 und der dort enthaltenten iBeacon-Technologie) sich anschicken, finanzielle Transaktionen in großem Ausmaß zu übernehmen. Zugleich bieten Corwdfunding-Plattformen wie Kickstarter, Kiva oder GlobalGiving die Möglichkeit, Mikro-Kredite ohne Banken zu vergeben und direkt in Projekte zu investieren.

Dass damit das Kerngeschäft der Banken zumindest ein Stück weit in Frage gestellt wird, wird zwar hinter verschlossenen Türen mitunter diskutiert. Offen gehen das Thema Disruption im Bankensektor aber nur wenige Manager an. Zum einen, weil vor allem Regulierungsthemen wie Basel 3 oder SEPA viel Energie binden. Zum anderen aber auch, weil noch viele Manager in ihrer Komfortzone verharren und sich in – möglicherweise trügersischer – Sicherheit wiegen.
Da ist es um so bemerkenswerter, wenn Banker von sich aus thematisieren, dass neue, disruptive Web-Player durchaus ihr Geschäft in Frage stellen können. Die Researcher der BBVA schreiben in ihrem „BBVA Research Economic Outlook 2013” für die Vereinigten Staaten ausdrücklich:

“Lending and equity-based crowdfunding are disruptive technologies for the banking industry with the potential to displace banks as the primary source of funding for personal and small business loans.”

Gerade jüngere Kunden, die mit Smartphone und Internet aufgewachsen sind und vom Mindset her individuelle Lösungen und eine individuelle Themenansprache favorisieren, fühlen sich von Corwdfunding-Diensten angezogen, schreiben die Researcher. Und Beatriz Tejeiro ergänzt in einem Beitrag für das Blog Megafounder:

Young people will no longer go to the bank to ask for some services: we were born in the technological era and we prefer new solutions to ordinary problems.

Dabei werden die Dienste, die als Bank-Alternativen verfügbar sind, zwar von relativ jungen Firmen angeboten. Die aber schaffen es, weil sie sich eben nur auf eine Thema spezialisieren müssen (ihre Plattform), häufig genau in dem Segment, das sie bespielen, attraktivere Dienste  anzubieten haben, als eine vom Know-how und von den Ressourcen eigentlich sehr viel besser aufgestellte klassische Bank, wie die BBVA-Researcher wissen.

Crowdfunding firms don’t offer elaborated financial products such as credit cards, mortgages, insurance or mutual funds. Instead, they limit their offer to a simple product.

Auch zum Thema Mobile gibt es in dem Paper viel zu lesen. Eine interessante Lektüre, die wir jedem ans Herz legen, der sich für Veränderungsthemen interessiert.

BBVA Research Economic Outlook 2013

2 Comments

  1. Thomas 20/05/2015 at 10:43 - Antworten

    Letztendlich ist Crowdfunding für viele eine tolle Chance, um ein eigenes Projekte auch ohne Geld auf die Beine zu stellen. Mit der richtigen Idee konnten in der Vergangenheit schon tolle Projekte auf die Beine gestellt werden. Es ist also kein Wunder, dass sich immer mehr Menschen dafür interessieren und es in Anspruch nehmen.

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      Lars Reppesgaard 20/05/2015 at 11:58 - Antworten

      Hallo Thomas, danke für den Kommentar. Sehe ich genau so, die Chancens sind riesig und überwiegen die Risiken. Es wird spannend sein zu sehen, wie die Banken reagieren. Mein Eindruck ist, dass einige wie die Commerzbank hier ganz wach sind und schauen, wie sie neue Modelle adaptieren können. Ja, und andere, die schlafen den Schlaf der Gerechten, oder wie ist deine Wahrnehmung?

Über den Autor: Willms Buhse

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Dr. Willms Buhse, CEO und Gründer von doubleYUU, bringt mit Digital Leadership die Innovationen des Silicon Valley in die Büros der deutschen Führungsetagen. Die Bundeskanzlerin Angela Merkel und viele Top-Manager zählen zu seinen Kunden. Er hält Vorträge in Harvard, am Massachusetts Institute of Technology (MIT) und an deutschen Elite-Universitäten in Berlin, München oder Hamburg. Dr. Willms Buhse gilt über deutsche Grenzen hinaus als Vordenker der digitalen Elite. Wie kein Zweiter versteht er es, Ideen und Impulse aus der digitalen Welt auf die Realität deutscher Unternehmen zu übertragen.